9,7 Mio. für mutige Forschung mit "Momentum"

Jonas Willingstorfer für VolkswagenStiftung
Mit der Förderinitiative "Momentum – Förderung für Erstberufene" unterstützt die VolkswagenStiftung Professor:innen in den ersten Jahren nach ihrer Berufung. Ziel ist es, ihnen Zeit und Mittel zu geben, um ihre Forschung weiterzuentwickeln oder sich mit neuen Themen zu beschäftigen.
Die Stiftung hat für 11 neue Projekte insgesamt rund 9,7 Millionen Euro bewilligt – unter anderem an den Universitäten in Münster, Aachen, Tübingen und Osnabrück. Die geförderten Projekte beschäftigen sich zum Beispiel mit neuen Antibiotika, Meinungsbildung im Internet, künstlicher Haut oder dem Einsatz von Robotern im Alltag.
Viele Professor:innen in einer frühen Karrierephase haben große Ideen, wenn sie ihre erste feste Stelle antreten. Doch der Unialltag ist oft so voll, dass wenig Zeit für langfristige Planung bleibt. Genau hier setzt die "Momentum – Förderung für Erstberufene" an: Drei bis fünf Jahre nach der Berufung gibt es gezielte Unterstützung, um die Forschung neu auszurichten.
"Gerade in dieser wichtigen Phase brauchen Professor:innen Unterstützung, um ihre Arbeit langfristig und mutig zu gestalten", sagt Dr. Selahattin Danisman, Referent bei der VolkswagenStiftung. "'Momentum' gibt ihnen den nötigen Spielraum."
Vier Projekte im Detail:
- A Machine Learning-Driven Pipeline for Predicting and Producing Novel Antibiotics (Prof. Dr. Nadine Ziemert, Universität Tübingen, rd. 940.000 Euro)
Viele Mikroorganismen stellen Stoffe her, die als Medikamente genutzt werden können – z. B. Antibiotika. Oft ist aber unklar, wann oder wie diese Stoffe produziert werden. Manche stammen von Bakterien, die im Labor nicht wachsen. Prof. Ziemert will mithilfe von Bioinformatik und Labortechniken eine sogenannte Pipeline entwickeln: ein Prozess, der es ermöglicht, neue Wirkstoffe systematisch vorherzusagen, herzustellen und zu testen.
- Hot SciComm Lab. Researching Science Communication in Multimodal Controversies (Prof. Dr. Julia Metag, Universität Münster, rd. 840.000 Euro)
In Debatten über Themen wie Klimawandel, Impfen oder KI geht es online oft emotional zu. Dabei treffen viele verschiedene Medien aufeinander – Texte, Bilder, Videos, Memes und Inhalte, die von KI erstellt wurden. Das Hot SciComm Lab untersucht, wie diese Medien die Meinung der Menschen über Wissenschaft beeinflussen. Dazu misst das Team zum Beispiel auch körperliche Reaktionen auf bestimmte Inhalte. Geplant sind außerdem internationale Kooperationen, ein Gastforschungsprogramm und ein neuer Masterstudiengang namens „Knowledge & Communication“.
- ScarFree-3D: Learning to heal wounds without scars (Prof. Dr. Kerstin Bartscherer, Universität Osnabrück, rd. 930.000 Euro)
Wunden hinterlassen oft Narben – bei Menschen. Doch Stachelmäuse heilen vollkommen ohne Narben. Prof. Bartscherer möchte herausfinden, wie das möglich ist, und dieses Wissen auf den Menschen übertragen. Dafür entwickelt ihr Team künstliche Haut, die helfen soll, Narben bei der Heilung zu vermeiden.
- Designing Meaningful Robots for Long-term Human-Robot Interactions in the Field (Prof. Dr. Astrid Rosenthal-von der Pütten, RWTH Aachen, rd. 930.000 Euro)
Bislang werden soziale Roboter meist nur im Labor getestet. Doch wie Menschen im Alltag wirklich mit ihnen umgehen, ist kaum erforscht. Die Forscherin will gemeinsam mit Nutzer:innen Roboter entwickeln, die zu ihren Bedürfnissen passen. Diese Roboter sollen günstig, leicht anpassbar und im Alltag gut einsetzbar sein. Außerdem soll ein neuer Studiengang entstehen, der sich mit der Gestaltung sozialer Technologien beschäftigt.
Weitere geförderte Projekte:
- Towards a Material-Oriented Theory of History (Prof. Dr. Lisa Regazzoni, Universität Bielefeld, rd. 940.000 Euro)
- Fractional quantum Hall phases for all-solid-state quantum computing (Prof. Dr. Thomas Weitz, Universität Göttingen, rd. 910.000 Euro)
- Advancing Quantum Dot Lightsources by Learning from Proteins (QuantumLeaP) (Prof. Dr. Marcus Scheele, Universität Tübingen, rd. 930.000 Euro)
- NEWCLEAR – Understanding the viral subversion of the nucleus (Prof. Dr. Rosa Lozano-Durán, Universität Tübingen, rd. 920.000 Euro)
- Scientific Discourse in Medieval Vernacular Texts (Prof. Dr. Racha Kirakosian, Universität Freiburg, rd. 790.000 Euro)
- Bridging the Gap Between Verbal Psychological Theories and Formal Statistical Modeling with Large Language Models (Prof. Dr. Daniel Heck, Universität Marburg, rd. 930.000 Euro)
- The Synthetic Immunological CAR-Synapse - Defining molecular benchmarks for efficient immune cell activation (Prof. Dr. Cornelia Monzel, Universität Stuttgart, rd. 670.000 Euro)