Mit der Veranstaltung "Changing Eating Habits" ging unser interaktives Veranstaltungsformat Herrenhausen Xchange in eine neue Runde. Die aktuelle Veranstaltungsreihe unter dem Motto "#IdeenFuerMorgen" hat die Stiftung gemeinsam mit der Studiengruppe der Hochschule Hannover entwickelt.
"Wie ernährst du dich?" Über diese Frage stolperten die Gäste buchstäblich bereits vor dem Eintreten in den Veranstaltungsraum. Vegan? Vegetarisch? Pescetarisch? Oder doch "Alles-Esser:in"? Alle Gäste wurden vor dem Start der Veranstaltung dazu eingeladen, an der Abstimmung per Balleinwurf teilzunehmen. Das Ergebnis: Das bunt gemischte Publikum ernährte sich zu ca. 11% vegan, zu 28% vegetarisch, zu 7% pescetarisch und ganze 54% der Gäste gaben an, alles zu essen.
Dynamischer Austausch von Beginn an
Moderator Jan Sedelies fühlte den verschiedenen Abstimmungsergebnissen direkt auf den Zahn und fragte nach den jeweiligen Gründen der Ernährungsgewohnheiten. Durch diesen ersten Austausch standen die gewünschten Vertiefungspunkte und offene Fragen des Publikums schnell fest:
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Was macht eine nachhaltige Ernährung überhaupt aus?
"Ernährung sollte in erster Linie gut sein für den eigenen Körper, für das Klima und die Gemeinschaft", antwortet Daria Kistner, Vorstandssprecherin im Ernährungsrat Hannover und Region e.V.. Sie erklärt, dass ein resilientes Ernährungssystem primär durch die Aspekte der Regionalität und Saisonalität definiert sei. Demnach müsste der Kauf eines veganen Soja-Schnitzels in Hannover entfallen, denn in Hannover wächst kein Soja. Daria Kistner spricht den Appell aus, dass die Gesellschaft zukünftig nicht nur auf eine tiergerechte, sondern auch auf eine menschengerechte und gemeinwohlorientierte Produktion von Lebensmitteln achten müsse. Jun. Prof. Dr. Antje Risius von der Universität Göttingen verdeutlicht ergänzend den Unterschied zwischen Produktlabels, die in erster Linie auf eine bestimmte Qualität des Endprodukts hinweisen (z. B. Nutri Score) und solchen, die den Produktionsprozess berücksichtigen (z. B. Tierhaltungsformkennzeichen). Ihr Appell: Genauer hinschauen und hinterfragen, welche Informationen die Labels und Gütesiegel auf den Lebensmitteln transportieren.
- Wo können wir als Gesellschaft ansetzen, um mehr Menschen von nachhaltiger Ernährung zu überzeugen? Und welche Rolle spielt dabei die Politik – sollte sie eingreifen?
Julian Jaschinger, Ernährungsberater und –psychologe, sieht Verbote, Verordnungen oder Preiserhöhungen bei umweltunfreundlichen und ungesunden Lebensmitteln kritisch. Auf die Frage, wie man mehr Menschen von einer nachhaltigen Ernährung überzeugen kann, antwortete er mit "Genuss": "Neben dem Gesundheits- und Nachhaltigkeitsaspekt darf der Genuss nicht zu kurz kommen!". Es müssten Lebensmittel ausgewählt werden, die alle drei Aspekte abdecken. Ausgewählte Ernährung bräuchte Übung. Eine gesunde und bewusste Ernährung sei auch eine Frage der Bildung und sollte früh in den Schulen thematisiert werden. Ein entsprechendes Angebot an nachhaltigen Speisen in den Mensen und Schulen könne die junge Gesellschaft von morgen früh sensibilisieren.
- Welche Tipps und Empfehlungen gibt es für den Alltag?
Diese Frage beantworteten nicht nur die Referent:innen: Beim Herrenhausen Xchange wurde das Podium "umgedreht". Einige Teilnehmer:innen aus dem Publikum ergriffen die Möglichkeit, eigene Erfahrungswerte sowie spannende Tipps und Impulse in spontanen "Elevator Pitches", also kurzen Präsentationen, mit den Anwesenden zu teilen. Sie stellten unter anderem den Verein "Foodsharing" vor, der Lebensmittelverschwendung entgegentritt, empfahlen das Buch "Food War" von Hans-Ulrich Grimm und erklärten die App "HappyCow" – eine Art digitale Landkarte, mit der sich national und international vegane Restaurants finden lassen.
Let’s Taste & Talk
Im zweiten Teil der Veranstaltung warteten im Foyer des Xplanatoriums leckere vegane Köstlichkeiten. Als beliebtester Snack unter den Gästen entpuppte sich das vegane Sandwich mit geräuchertem Mandel-Sesamtofu und Senfcreme. Mit diesem Sandwich in der Hand ließ es sich ausgezeichnet #Xchangen, denn auch im zweiten Teil der Veranstaltung fanden sich zahlreiche Teilnehmer:innen an Stehtischen zusammen, um zusammen mit den Referent:innen über die neuen Impulse, Anregungen und Erkenntnisse zu diskutieren und um Themen zu vertiefen.
Apropos vertiefen: Take-Home-Messages
Podium bei Herrenhausen Xchange am 3. Mai 2023:
- Julian Jaschinger, Ernährungsberater und Ernährungstherapeut, VerumVita
- Daria Kistner, Vorsitzende, Ernährungsrat Hannover und Region e. V.
- Jun.-Prof. Dr. Antje Risius, Professur für Ernährung, Gesundheit und Nachhaltigkeit, Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte, Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung
- Moderation: Jan Sedelies, Journalist
Weitere Veranstaltungen des Formats "Herrenhausen Xchange"
Mindestens genauso wichtig wie unsere Ernährung ist das, was wir alltäglich an unserem Körper tragen: Am 6. Juni 2023 knüpfen wir an und sprechen mit Euch über das Thema Slow Fashion und einen nachhaltigen Textilkonsum.