Bühne der Wisskomm-Forschung Veranstaltung
Story

Kick-Off Treffen der Zentren für Wisskomm-Forschung

#Wissenschaftskommunikation

Ulrike Schneeweiß

Beteiligte der vier neu gegründeten Zentren für Wissenschaftskommunikationsforschung trafen sich endlich in Person in Hannover: Mit Engagement und Begeisterung schmiedeten sie Pläne, um ein Ökosystem für evidenzbasierte Wissenschaftskommunikation auf den Weg zu bringen.

Die Freude war aller Orten zu spüren: in jeder Kaffeepause, den Workshops oder an der Bar – endlich konnten sie sich in Person gegenüberstehen, die Beteiligten der vier Zentren für Wissenschaftskommunikationsforschung. Seit Juni 2021 fördert die VolkswagenStiftung ihre Arbeit, die Erforschung und Weiterentwicklung von Wissenschaftskommunikation im Dreieck aus Fachwissenschaftler:innen, Kommunikationsforschenden und Praktiker:innen.

Ein ursprünglich für Dezember 2021 geplantes Kick-Off Treffen musste coronabedingt durch ein abgespecktes Onlineangebot ersetzt werden. Fast ein Jahr nach dem Förderbeginn konnte es nun endlich in Person stattfinden. Olaf Kramer vom Tübinger RHET AI Center nannte es gar "die Rückkehr zur Sinnlichkeit".

Anregungen für viele Gespräche lieferte die Keynote von Anthony Leiserowitz von der Yale University. Er brachte anhand der Klimakommunikation trefflich auf den Punkt, wie wichtig es ist, Zielgruppen gut zu kennen und Kommunikation anzupassen, um verschiedenen Öffentlichkeiten zu erreichen. Denn: "Miteinander zu kommunizieren ist zwingende Voraussetzung für das Handeln von Menschen. Und vom menschlichen Handeln hängt es ab, wie unsere Zukunft aussieht."

Der Zukunft der Zentren sehen die Beteiligten der vier Zentren engagiert und enthusiastisch entgegen: Pandemischen Bedingungen zum Trotz sind sie in den ersten Monaten gut ins Rollen gekommen. Sie haben Forschungsfelder personell besetzt, Partnerschaften geknüpft und ausgebaut und erste Experimente, Workshops und öffentliche Veranstaltungen durchgeführt. Bei dem persönlichen Treffen im Schloss Herrenhausen identifizierten sie zahlreiche Anknüpfungspunkte untereinander und schmiedeten Pläne für gemeinsame Aktivitäten. Ganz oben auf der Liste stehen gegenseitige Besuche, um "das Umfeld der anderen besser kennenzulernen", wie Ilka Parchmann vom Kiel Science Communication Network es formulierte.

Anthony Leiserowitz per Video

Von der Yale University zugeschaltet: Anthony Leiserowitz, der die Keynote "Climate Change in the Public Mind" hielt. 

Forschende verschiedener Zentren stellten bei ihren Begegnungen auch fest, dass sie verwandte Forschungsfelder aus der Perspektive unterschiedlicher wissenschaftlicher Theorien beackern. Sie machten sich daran, Widersprüche und Gemeinsamkeiten auszuspüren, die ihre Arbeit bereichern können. Dabei stellten sie sich große übergreifende Fragen wie: "Welche unserer Theoriebestände beruhen auf inkompatiblen Annahmen?" "Wie können Wissenschaftler:innen in der Kommunikation authentisch sein?" Oder: "Was wissen wir über Wissen, und wie denken wir darüber nach?" Generalsekretär Georg Schütte ermunterte alle Beteiligten, Erkenntnis- und Wissenszuwachs auf den theoretischen Ebenen der Kommunikationswissenschaften zwischen den Zentren und über disziplinäre Grenzen hinweg gemeinsam zu ernten und zu verwerten. 

Der Austausch in alle Richtungen entlang des Dreiecks aus Fachwissenschaften, Kommunikationsforschung und Praxis ist in der Grundidee der Forschungszentren fest verankert. Besondere Beachtung fand bei dem Kickoff-Treffen die Frage danach, was die Praktiker:innen der Wissenschaftskommunikation zur Forschung beitragen können. Die Antworten reichten von Experimentierräumen und Publika über neue Fragen für die Kommunikationsforschung bis hin zu ganz neuen Impulsen für die Wissenschaft und Metawissenschaften. Sie machen eines der Ziele der Forschungszentren spürbar: Formen der Wissenschaftskommunikation zu entwickeln, die auch die Forschung bereichert. Eingebunden sind die Praktiker:innen in allen Zentren bereits von Anfang an. "Das Dreieck wird immer runder", bemerkte Bernhard Goodwin vom Munich Science Communication Lab. Denn in der Umsetzung der Pläne wird klar: Viele Projekte haben Bezüge zu mehr als einem Schenkel des gedachten Dreiecks. 

Ilka Parchmann (links) und Daniel Lingenhöhl vom KSCN, vorgestellt von Cora Schaffert-Ziegenbalg (rechts)

Alle vier Forschungszentren stellten den Stand der Forschung und der Zusammenarbeit vor. Hier: Ilka Parchmann (links) und Daniel Lingenhöhl vom KSCN, vorgestellt von Cora Schaffert-Ziegenbalg (rechts). 

Wichtig für das Vorankommen der Forschung ebenso wie der Praxis der Wissenschaftskommunikation ist, die Ergebnisse kommunikativer Interventionen oder Experimente zu evaluieren. Der Impact und die Frage, wie er beschrieben, bestimmt und gemessen werden kann, war daher ein zentrales Thema der Workshops und vieler Diskussionen. Lebhaft diskutiert wurden zum einen Möglichkeiten, die kommunikationswissenschaftliche Forschung der in den Zentren zu evaluieren. Wisskomm-Expertin Ionica Smeets von der Universität Leiden stellte zudem konkrete Methoden für die Praktiker:innen vor. Und sie machte Mut zum Loslegen beim Thema Evaluation: "Zu planen, wie wir den Impact einer Intervention oder einzelner Kommunikationsmaßnahmen messen, hilft uns oft schon bei der Konzeption von Projekten!" Insbesondere aus der Richtung der Geisteswissenschaften dazu auch die Frage: Muss Impact immer quantitativ betrachtet werden? Denn, wie Julika Griem vom Rhine-Ruhr-Center sagte: "Neugier ist schwierig zu messen."
 
Mit vielen Anregungen, neuen Ideen und konkreten Plänen verabschiedeten sich die Teilnehmenden – auf den Weg in Richtung ihres gemeinsamen Ziels: gelungene Wissenschaftskommunikation. "Sie bietet die Chance der Verständigung über gesellschaftliche Grenzen hinweg", schloss Georg Schütte. "Indem sie die Erforschung und Stärkung der Wissenschaftskommunikation fördert, hofft die VolkswagenStiftung einen Nutzen für das Gemeinwohl zu stiften."

Generalsekretär der VolkswagenStiftung begrüßt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Generalsekretär der VolkswagenStiftung, begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer - und stellte kritische und konstruktive Fragen.