VolkswagenStiftung schließt 2013 mit Rekord an Fördermitteln ab: 160,4 Millionen Euro für die Wissenschaft
Deutschlands größte private wissenschaftsfördernde Stiftung legt Jahresbericht 2013 vor. Sie hat im Berichtsjahr noch einmal 16,4 bzw. 41 Millionen Euro mehr bewilligt als in 2012 bzw. 2011 – seinerzeit ebenfalls Rekordjahre.
Exakt 160,4 Millionen Euro hat die in Hannover ansässige VolkswagenStiftung im Jahr 2013 bewilligt, um herausragende Wissenschaftler und Vorhaben in Forschung und Lehre zu fördern.
Aufgeteilt ist die Summe in "Allgemeine Fördermittel" (44,8 Millionen Euro), stiftungseigene Projekte und Veranstaltungen (3,5 Millionen Euro) sowie das "Niedersächsische Vorab" (112,1 Millionen Euro). Letzteres umfasst die Erträge aus Finanzanlagen des Landes, die von der VolkswagenStiftung als Fördermittel an wissenschaftliche Einrichtungen ausschließlich in Niedersachsen vergeben werden.
Im Bereich der "Allgemeinen Fördermittel" wurden im Jahr 2013 309 Anträge (2012: 334) und damit rund 24 Prozent aller Einreichungen positiv beschieden. Die Bewilligungsquote liegt rund 13 Prozentpunkte unter der des Vorjahres, was nicht zuletzt auf eine deutliche Antragszunahme hinweist. Dabei entfielen 53 Prozent der bewilligten Mittel auf die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften. Auf Platz zwei folgen die Naturwissenschaften einschließlich der Mathematik mit 25 Prozent sowie die Biowissenschaften inklusive der Medizin mit knapp 15 Prozent.
Richtet man den Blick auf die einzelnen Förderinitiativen der Stiftung, so kam der relativ größte Teil an Mitteln – wie auch in den Vorjahren – den "Lichtenberg-Professuren" zugute: Die Stiftung hat hierfür 2013 knapp sieben Millionen Euro bereitgestellt: für fünf neue und ebenso viele Verlängerungen bestehender Professuren nach positiv verlaufener Zwischenevaluation. Massiv unterstützt wurden zudem mit jeweils rund fünf Millionen Euro die beiden Förderinitiativen "Makroskopische Systeme" und "Schlüsselthemen für Wissenschaft und Gesellschaft" – sowie die regionenspezifischen Engagements zu "Mittelasien/Kaukasus" und (mit 4,5 Mio. Euro) zum "sub-saharischen Afrika".
Übrigens: Die Lichtenberg-Professuren wurden mit Beschluss Ende 2013 um eine Option für sogenannte Endowed Professorships erweitert. Das heißt: Hochschulen können ab sofort Lichtenberg-Professuren, auf deren Reputation hier aufgebaut wird, durch die Einwerbung von Stiftungskapital und unter Verwendung zusätzlich von der VolkswagenStiftung bereitgestellter Mittel auf Dauer etablieren. Die Stiftung setzt mit diesem Element zugleich ein Zeichen für nachhaltiges zivilgesellschaftliches Engagement an den Universitäten.
Neues Förderangebot: Die zum Jahreswechsel 2013 gestartete Initiative "Experiment! – Auf der Suche nach gewagten Forschungsideen" traf offensichtlich mehr als einen bloß liegenden Nerv in der Wissenschaftslandschaft: Über 700 Förderanträge erreichten die Stiftung in der ersten Runde; noch einmal 650 in der zweiten zum Stichtag im Mai 2014.
"Die Chance dieses einzigartigen Angebots wollen offenkundig viele nutzen; dieser enorm große Zuspruch hat uns dann aber doch überwältigt", sagt Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung. Gesucht sind Forschungsprojekte, die in Anbetracht ihres frühen Stadiums oder einer unorthodoxen Herangehensweise aus dem üblichen Förderrahmen herausfallen. Im Fokus stehen Ideen aus den Natur-, Ingenieur-, Verhaltens- und Lebenswissenschaften.
Das Jahr 2013 stand auch im Zeichen der ersten Ausschreibungsrunde um die "Freigeist-Fellowships" der Stiftung. Seinen Abschluss fand der mehrstufige Wettbewerb im Frühsommer 2014 mit einer finalen Auswahlrunde der Besten unter den Besten: Letztlich konnten sich elf junge Freigeist-Forscherinnen und Forscher freuen, die mit insgesamt 8,2 Millionen Euro gefördert werden. Die Palette der von ihnen bearbeiteten Themen ist denkbar breit und repräsentiert Natur- und Lebenswissenschaften ebenso wie die Geistes- und Sozialwissenschaften. Erforscht wird – um nur drei Beispiele zu nennen – die Entstehung des sogenannten Verwandtengeruchs und dessen Bedeutung für das Sozialverhalten; es wird untersucht, wie europäische Exilregierungen während des Zweiten Weltkriegs in London agiert haben. Und es soll ein Verfahren entwickelt werden, mit dem sich menschliche Nervenschaltkreise im Labor herstellen lassen. Das könnte die Behandlung neuronaler Krankheiten verbessern.
Nicht minder spannend sind die Themen, mit denen sich die anderen acht der insgesamt elf frisch gekürten "Freigeister" künftig beschäftigen werden. Einige der Wissenschaftler kehren – ausgestattet mit dem Fellowship – aus dem Ausland für die Arbeit an ihrem Projekt an eine deutsche Hochschule zurück. Der Öffentlichkeit vorgestellt wurden die Fellows Ende April 2014 bei einer feierlichen Abendveranstaltung im Schloss Herrenhausen.
Apropos Schloss Herrenhausen: Es liegt nun schon eine Weile zurück, doch auch diese Meldung gehört ins Jahr 2013 und findet darum hier noch einmal ihren Platz: Gleich zu Beginn, im Januar des Berichtsjahres, wurde Schloss Herrenhausen eröffnet und mit ihm das Veranstaltungszentrum sowie in den Seitenflügeln die Dependance des Historischen Museums Hannover. Seither fanden annähernd 20.000 Besucherinnen und Besucher aus aller Welt den Weg dorthin; allein als Gäste von Veranstaltungen der VolkswagenStiftung erfreuten sich im ersten Jahr mehr als 12.000 an dem repräsentativen Tagungsort, der dem historischen Gartenensemble seine Mitte zurückgibt und ein gleichsam altes wie neues Gesicht verleiht. Von überall her reisten Interessierte zu den Veranstaltungen der Stiftung an: ob aus Australien, Argentinien, Chile, China, Ghana, Indien, Japan, Kamerun, Kanada, Madagaskar, Mexiko, Senegal und natürlich vielen Ländern Europas.
Die niedersächsische Landeshauptstadt erfuhr ungewohnte Aufmerksamkeit und strahlt nun als Tagungsort auf ganz eigene Weise aus – und vor allem: weit über ihre Grenzen. Besonders wirken zudem jene Veranstaltungen, bei denen es gelingt, gleichermaßen die wissenschaftliche wie die nichtwissenschaftliche Öffentlichkeit kompakt zu erreichen. Auch das gelang wiederholt. Einige dieser Tagungen hallen besonders nach – umso mehr, wenn sie nachdrücklich das Kerngeschäft der Stiftung abbilden, die laufende Wissenschaftsförderung.
Das Förderjahr 2013 in Zahlen und Fakten
- Im Jahr 2012 wurden 160,4 Millionen Euro bewilligt:
44,8 Millionen Euro Allgemeine Fördermittel, 112,1 Millionen Euro als Niedersächsisches Vorab und 3,5 Millionen Euro für stiftungseigene Projekte und Veranstaltungen.
- Allgemeine Fördermittel: 44,8 Millionen Euro für 309 bewilligte Vorhaben:
23,8 Millionen Euro für die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften (169 Vorhaben), 11,2 Millionen Euro für die Naturwissenschaften und die Mathematik (69 Vorhaben), 6,5 Millionen Euro für die Biowissenschaften einschließlich Medizin (33 Vorhaben), 0,5 Millionen Euro für die Ingenieurwissenschaften (7 Vorhaben) und 2,8 Millionen Euro für Fachgebietskombinationen (31 Vorhaben).
- 1357 Anträge über eine Gesamtantragssumme von 236,7 Millionen Euro (2012: 907 Anträge; 282,2 Mio. Euro) wurden von der Stiftung geprüft.
- Anzahl der bewilligten Vorhaben nach Empfängergruppen:
229 erfolgreiche Anträge kamen von wissenschaftlichen Hochschulen und 69 von anderen wissenschaftlichen Einrichtungen, jeweils in Deutschland; 11 wurden von wissenschaftlichen Einrichtungen im Ausland eingereicht.
- Im Jahr 2013 wurden unmittelbar zugunsten wissenschaftlicher Einrichtungen im Ausland 128 Projekte mit 3,8 Millionen Euro bewilligt.
- Die Stiftung stellt im Rahmen ihrer Allgemeinen Förderung auch Mittel für Wissenschaftsvermittlung und -kommunikation bereit: Von diesem Angebot können alle geförderten Vorhaben gleichermaßen profitieren. 2013 entfielen darauf 0,6 Millionen Euro.
- Von 1962 (Arbeitsaufnahme der Stiftung) bis Ende 2013 wurden 30.702 wissenschaftliche Projekte mit rund 4,2 Milliarden Euro gefördert. Rund 37 Prozent der in den vergangenen 51 Jahren vergebenen Fördergelder entfallen auf das Niedersächsische Vorab – mit steigender Tendenz.
Mit inzwischen 2,7 Milliarden Euro Stiftungskapital und einem Anspruch auf die Dividende von rund 30 Millionen VW-Aktien zählt die VolkswagenStiftung zu den größten Stiftungen in Europa und ist die größte private wissenschaftsfördernde Stiftung in Deutschland.