Neue Förderinitiative: Künstliche Intelligenz und ihr Einfluss auf die Gesellschaft von morgen
Für interdisziplinäre Forschungsverbünde in den Gesellschafts- und Technikwissenschaften, die sich den Herausforderungen im Spannungsfeld Künstliche Intelligenz und Gesellschaft widmen, startet die VolkswagenStiftung eine neue Förderinitiative. Forscher(innen) können sich künftig um bis zu 1,5 Mio. Euro für bis zu vier Jahre bewerben, um die verantwortungsvolle Weiterentwicklung von KI-Systemen sicher zu stellen.
Die Digitalisierung führt zu weitreichenden Veränderungen auf gesellschaftlicher, sozialer, politischer sowie wirtschaftlicher Ebene und unterliegt dabei einer besonders hohen Veränderungsdynamik: Ob selbstfahrende Autos oder autonome Roboter – Forschende im Feld der "Künstlichen Intelligenz" erzielen in ungeahntem Tempo technologische Fortschritte, die Expert(inn)en noch vor wenigen Jahren für unmöglich hielten. So sind beispielsweise Computerprogramme, die eigenständig Funktionen erlernen und deren Verhalten damit von seinen Konstrukteuren nicht mehr vollständig nachvollziehbar ist, längst keine Zukunftsmusik mehr.
Die Chancen und Risiken, die mit dieser Art Entwicklungen einhergehen könnten, sind zum heutigen Zeitpunkt nur schwer abzuschätzen. Ähnlich verhält es sich auch bei jüngsten Entwicklungen etwa bei Bilderkennungssystemen: So haben Wissenschaftler kürzlich einen Algorithmus entwickelt, der auf Basis unter anderem von Mimik und Gesichtsproportionen mit großer Treffsicherheit Rückschlüsse auf die sexuelle Orientierung der Abgebildeten ziehen kann. Was aber folgt, wenn mithilfe nur eines Bildes einem Menschen bestimmte Eigenschaften zugeordnet werden können – zum Beispiel in Ländern, in denen Homosexualität verboten ist? Demgegenüber stehen ganz neue Möglichkeiten im medizinischen Bereich: Bei der Analyse von Tumoren im Körper können nun die Eigenschaften der umgebenden Gewebestrukturen mittels Bilderkennung mit einbezogen werden, um die Diagnostik solcher Erkrankungen zu verbessern.
Diese Fortschritte und Möglichkeiten werfen völlig neue Fragen nach Verantwortung oder notwendig werdenden Regelungen und Gesetzen auf. Um neue Technologien auch mit Rücksicht auf ihre Bedeutung für die Gesellschaft und für jeden Einzelnen zu konzipieren, müssen Technik- und Gesellschaftswissenschaften von Beginn an in die Entwicklung einbezogen sein. Dieses Kooperationsfeld stellt beide Forschungsbereiche vor neue Herausforderungen, eröffnet ihnen aber auch Möglichkeiten zur Weiterentwicklung.
Hier setzt die neue Förderinitiative an: Um den Dialog und die Zusammenarbeit der Wissenschaftler(innen) sowie den technologischen Fortschritt zu unterstützen, werden in der Initiative "Künstliche Intelligenz – Ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft von morgen" kooperative und interdisziplinäre Forschungsprojekte unterstützt. Fragen danach, was die Gesellschaft will, was sie braucht und wie neue KI-Technologien solchen Erfordernisse begegnen können, sollen im Rahmen der Projekte beantwortet werden.
Das Angebot richtet sich an Wissenschaftler(innen), die sich in Konsortien aus Technik-, Gesellschafts- und/oder Geisteswissenschaften zusammenfinden. Da solche transdisziplinären Konstellationen vielfach noch nicht ins Auge gefasst wurden, stehen neben Mitteln für konkrete Projekte über bis zu vier Jahre auch solche zur Verfügung, die für eine einjährige Findungsphase ("Planning Grants") und daran anschließende Vollantragstellung bewilligt werden können. Der erste Stichtag für Anträge ist der 5. Juli 2018.