"Kinder des Feindes" und die Folgen ihrer Stigmatisierung – Veranstaltungen vom 4.-5. Juni 2015 in Hannover
Stets wurden im Krieg Kinder von fremden Soldaten und einheimischen Müttern gezeugt – oftmals in unfreiwilligen Beziehungen. "Kinder des Feindes" leiden häufig ein Leben lang unter den Umständen ihrer Zeugung und der gesellschaftlichen Stigmatisierung. Nun widmen sich ein Symposium und eine öffentliche Abendveranstaltung vom 4.-5. Juni 2015 in Hannover den Leidensgeschichten dieser lange tabuisierten Minderheit – vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die Gegenwart.
Im Nachkriegsdeutschland nannte man sie geringschätzig "Russenkinder" und "Brown Babies": die Kinder der Besatzungssoldaten und deutschen Mütter. Allein ihre Anzahl wird auf mindestens 200.000 geschätzt. Sie wurden diskriminiert, wuchsen häufig ohne Kenntnis über den leiblichen Vater auf, mussten mit dem Wissen fertig werden, womöglich das Produkt einer Vergewaltigung zu sein. Besatzerkinder hatten es schwer, eine eigene Identität zu bilden. Jahrzehntelang interessierte sich kaum jemand für ihr Schicksal – auch weil die Betroffenen selbst schwiegen.
Symposium (4.-5. Juni 2015, Schloss Herrenhausen, Hannover)
Vor dem Hintergrund des 70. Jahrestages seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs findet ein internationales wissenschaftliches Symposium zum Thema statt: "Interdisciplinary Perspectives on Children Born of War – from World War II to Current Conflict Settings" präsentiert Forschungsergebnisse, formuliert neue Fragestellungen und diskutiert praktische Schlussfolgerungen.
- Session I: Children Born of World War II in Europe – Historical Perspectives
- Session II: Experiences of Stigma and Discrimination in Children Born of War
- Session III: Identity Issues in Children Born of War
- Session IV: Human Rights and Children Born of War
- Session V: Contemporary Challenges of Children Born of War from a Psychosocial Perspective
Öffentliche Abendveranstaltung (4. Juni 2015, 19:00 Uhr, Schloss Herrenhausen, Hannover)
Zum Symposium gehört eine öffentliche Abendveranstaltung, u. a. mit Ute Baur-Timmerbrink, Besatzungskind und Autorin des Buches "Besatzungskinder – Die Töchter und Söhne alliierter Soldaten in Deutschland". Organisiert wird das Symposium von PD Dr. Heide Glaesmer (Universität Leipzig), PD Dr. Sabine Lee (University of Birmingham) und PD Dr. Philipp Kuwert (Universität Greifswald). Medienvertreter(innen) sind zur Teilnahme am Symposium sowie der Abendveranstaltung herzlich eingeladen.
Auf Wunsch organisieren wir gern Interviewtermine für Ihre Berichterstattung. Eine formlose Anmeldung wird erbeten: presse@volkswagenstiftung.de.
HINTERGRUND SYMPOSIENWOCHEN
Die VolkswagenStiftung fördert Symposien, die der innerwissenschaftlichen Kommunikation dienen. Damit unterstützt die Stiftung Veranstaltungen aller Fachgebiete, die zum Ziel haben, neue wissenschaftliche Ideen und Forschungsansätze zu behandeln. Sie ist dabei nicht auf bestimmte Fachgebiete beschränkt und möchte innovative Formate fördern. Ein interdisziplinärer und internationaler Kontext sind dabei ebenso wichtig wie eine aktive Beteiligung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Seit Herbst 2013 finden die Symposien im neu errichteten Tagungszentrum Schloss Herrenhausen statt. Dadurch bündelt die VolkswagenStiftung ihre bisher bundesweit geförderten Symposien in Hannover.