Tabus in der Wissenschaft: Neue Themenwoche
Der 11. Februar 2025 ist Stichtag für die Themenwoche "(Ent)tabuisierte Wissenschaft", die vom 17.–19. September 2025 in Hannover stattfindet. Victoria Abakumovski betreut das Angebot und erklärt, worum es geht – und was Wissenschaftler:innen bei der Antragstellung beachten sollten.
Warum sind Tabus in der Wissenschaft ein relevantes Thema und welche Auswirkungen haben sie auf die Forschung?
Victoria Abakumovski: Tabus sind unausgesprochene gesellschaftliche Regeln, die bestimmte Themen oder auch Handlungen unhinterfragt verbieten. Wir alle kennen Tabuthemen aus unserem Alltag, und Tabus finden sich natürlich auch in der Wissenschaft. Sie können dort unter Umständen dazu beitragen, sensible Themen mit Vorsicht zu behandeln, sie können aber auch die Forschung behindern, beispielsweise, weil bestimmte Fragen erst gar nicht gestellt oder bestimmte Ergebnisse nicht thematisiert werden.
Mit unserer Themenwoche "(Ent)tabuisierte Wissenschaft" wollen wir einen Raum schaffen, um über diese unsichtbaren Grenzen für das Denken und Handeln in der Wissenschaft zu sprechen. Wenn wir diese Grenzen bewusst hinterfragen, kann das Innovation ermöglichen und neue Perspektiven schaffen – genau das wollen wir anstoßen.
Welche konkreten Themen wären aus Ihrer Sicht für Symposien in diesem Kontext besonders spannend?
Victoria Abakumovski: Bei den Themen sind wir völlig offen. Die Ausschreibung richtet sich explizit nicht nur an Forschende aus Geistes- und Sozialwissenschaften, die Tabus häufig als Forschungsgegenstand behandeln und sich aus philosophischer oder ethischer Perspektive mit aktuellen Tabuthemen auseinandersetzen, sondern auch an Natur, Lebens- und Technikwissenschaftler:innen, die oft mit ganz konkreten Tabus konfrontiert sind. Mir kommt da eine ganze Palette an Themen in den Sinn, die in der Vergangenheit Tabus waren: vom heliozentrischen Weltbild über die Evolutionstheorie bis hin zur Genetik oder Gender Studies.
Persönlich finde ich es besonders spannend, wenn konkrete Tabuthemen aus einer internationalen, ja interkulturellen Perspektive beleuchtet werden. Wie wird mit diesen Themen in wissenschaftlichen Diskursen im Ausland umgegangen? Auch ein Blick in die Zukunft wäre denkbar: Was wird benötigt, um die konkreten Tabus aufzubrechen, oder gibt es Anzeichen für aufkommende Tabus?
Worauf sollten Antragsteller:innen bei der Konzeption eines Symposiums achten?
Victoria Abakumovski: Wichtig ist uns vor allem die Diversität der Perspektiven. Eine ausgewogene Mischung aus erfahrenen Forschenden und Wissenschaftler:innen in frühen Karrierephasen kann dazu beitragen, dass das Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wird.
Außerdem sind interaktive Formate essenziell. Klassische Vorträge sind willkommen, daneben sollte aber ausreichend Gelegenheit für intensiven Austausch eingeplant werden, beispielsweise in Workshops oder in moderierten Diskussionen. Ein Symposium sollte nicht nur informieren, sondern immer auch Dialog und Reflexion ermöglichen.
Welche Ergebnisse erhoffen Sie sich von der Themenwoche "(Ent)tabuisierte Wissenschaft"?
Victoria Abakumovski: Wir hoffen, dass die Veranstaltung ein Bewusstsein dafür schaffen kann, dass Tabus in der Wissenschaft keine bloßen Hindernisse sind, sondern auch Chancen bieten, sich mit bisher vernachlässigten Themen auseinanderzusetzen. Dafür bietet die Themenwoche ein Forum und ermöglicht, so unsere Hoffnung, kontroverse, mutige und vielleicht auch unbequeme Diskussionen. Wir wissen aus der Geschichte, dass die Wissenschaft durch das Hinterfragen von Tabus gesellschaftlichen Wandel anstoßen kann. Dazu wollen wir einen Beitrag leisten.