Zum Nachhören: "Protest revisited" bei den Hannah Arendt Tagen
Die Veranstaltung "Protest revisited" setzte am 27. Oktober den Schlusspunkt der 21. Hannah Arendt Tage in Hannover. Daniel Cohn-Bendit und Sabrina Zajak vertraten zwei Generationen und deren Stellung zur Rolle neuer Formen politischer Proteste. Jetzt ist der Audiomitschnitt online.
Die Veranstaltung "Hannah Arendt Tage - Protest revisited" bot streitbare Vortragende und spannende Diskussionen: Sind wir auf dem Weg in die interaktive Onlinegesellschaft - oder dort schon angekommen? Welche Stellung nehmen die gegenwärtigen Protestformen tatsächlich im politischen Geschehen ein? Und haben sie die Kraft, die Gesellschaft ebenso nachhaltig zu verändern, wie es vor 50 Jahren geschah?
Daniel Cohn-Bendit erläuterte zu Beginn seines Vortrags "Philosophie und Logik des Protestes" seine persönliche Verbindung mit Hannah Arendt: Seine Eltern migrierten im Krieg nach Paris und verbrachten dort viel Zeit mit ihr, sie wurde eine enge Freundin der Familie. "Die Beschäftigung mit Hannah Arendt ist eine Herausforderung für alle, die denken", so Cohn-Bendit weiter. Im Audiomitschnitt können Sie neben seinen Ausführungen auch den Impulsvortrag "Protest im Wandel - Neue soziale Bewegungen" mitverfolgen, gehalten von Jun.-Prof. Dr. Sabrina Zajak, u.a. Abteilungsleiterin für Konflikt und Konsens am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung.
Hintergrund
Die Hannah Arendt Tage 2018 reflektierten aktuelle Formen des politischen Protests und fragten nach, in welchem Maße sich Protestbewegungen seit 1968 verändert und wechselseitig beeinflusst haben. Während Demonstrationen und Straßenkampf in der Zeit der 68er ein wichtiges Mittel des Widerstandes waren, können soziale Bewegungen heute auf weitere vielfältige Maßnahmen zugreifen. Protest als Mittel der Artikulation politischer Meinungen mündet oftmals in der Gründung von Nicht-Regierungsorganisationen, in künstlerischen Interventionen oder Veranstaltungen jedweder Art. Professionelle Internetkampagnen zu Themen wie Degrowth (der Reduktion des Konsum- und Produktionswachstums), internationaler Handelspolitik oder Privatisierung der Wasserversorgung nehmen immer mehr zu. Zudem beschleunigen Digitalisierung und Globalisierung transnationale Protestereignisse. Etwa 1.100 Gäste nahmen 2018 an dem vielfältigen Programm teil, das zum Mitdenken und Mitmachen einlud.