Wissenschaftskommunikation: Stiftung fördert vier neue Forschungszentren
#WissKomm ZentrenWie wirkt Wissenschaftskommunikation? Und unter welchen Bedingungen? Um die Forschung über Wissenschaftskommunikation in Deutschland nachhaltig voranzubringen, fördert die Stiftung vier neue Forschungszentren mit insgesamt 15 Mio. Euro.
Das Echo auf die Ausschreibung "Wissenschaftskommunikation hoch drei – Zentren für Wissenschaftskommunikationsforschung" war enorm: Bis zum Stichtag erreichten die Stiftung 27 Anträge von Konsortien mit 500 Einzelpersonen aus 300 Institutionen in 24 Ländern. Jetzt hat das Kuratorium vier Projekte bewilligt.
Generalsekretär Dr. Georg Schütte: "Wissenschaftskommunikation wird zunehmend als integrales Element des Wissenschaftssystems betrachtet. Doch wenn man der damit verknüpften Verantwortung gegenüber der Gesellschaft gerecht werden, also mit integrer Kommunikation Vertrauen aufbauen und nicht verspielen will, bedarf es mehr tiefgründiger Forschung und wissenschaftsbasierter Qualitätsstandards. Die Stiftung schafft nun die nötigen Experimentierräume, in denen Wissenschaft und Kommunikationspraxis im Austausch mit ihren Zielgruppen neues Wissen und neue Inspirationen entwickeln werden."
In der Ausschreibung "Wissenschaftskommunikation hoch drei" konnten sich Projekte bewerben, in denen die drei Perspektiven Wisskommforschung, Fachwissenschaft und Kommunikationspraxis zusammenwirken. Der Förderzeitraum beträgt fünf Jahre und kann um maximal drei Jahre verlängert werden. Voraussetzung für die Bewilligung war die Zusage einer Hochschule, die neu etablierten Zentren auch über den Förderzeitraum hinaus dauerhaft zu unterstützen.
Übersicht der vier bewilligten Projekte
Es werden teilweise nur die Hauptantragstellenden genannt, an jedem Projekt sind weitere Personen aus Wissenschaft und Kommunikationspraxis beteiligt.
Communicating Planetary Health: The Munich Science Communication Lab
Antragsteller: Prof. Dr. Hans Brosius, Institut für Kommunikationswissenschaft, Ludwig-Maximilians-Universität München (sowie 14 weitere Projektbeteiligte)
In diesem Konsortium sollen Expertisen aus den Bereichen der Gesundheits- und Klimaforschung unter dem Oberbegriff "Planetary Health" zusammengebracht werden, um neue Narrative und Modelle für die Wissenschaftskommunikation zu entwickeln. "Planetary Health" dient dabei als Beispiel für so genannte "wicked problems", also für Herausforderungen von globaler Relevanz, die deshalb schwierig zu lösen sind, weil widersprüchliche Interessen miteinander in Einklang gebracht werden müssen und jede Lösung schon das nächste Problem auslöst. Wie lassen sich "wicked problems" trotzdem konstruktiv und partizipativ in der Öffentlichkeit verhandeln? Wie müssen die dazu passenden Medien- und Vermittlungsformate aussehen? Im empirischen Teil der Forschung, aber auch bei experimentellen Anwendungen auf verschiedene Zielgruppen, unterstützen die Stadt München sowie Partnerinstitutionen wie das Deutsche Museum und das Naturkundemuseum BIOTOPIA das Projekt.
Evolving Visualizations for Evolving Health – The Kiel Science Communication Network
Antragstellende: Prof. Dr. Ilka Parchmann, Dr. Carolin Enzingmüller, Dr. Friederike Hendriks, Dr. Melanie Keller, alle IPN - Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, Universität Kiel; Prof. Hinrich Schulenberg, Ph. D., Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, Universität Kiel; Prof. Tom Duscher, Muthesius Kunsthochschule Kiel
Mit dem Kiel Science Communication Network (KSCN) soll ein national und international sichtbares Zentrum für forschungsbasierte visuelle Wissenschaftskommunikation entstehen. Der fachliche Fokus liegt auf Themen aus den Gesundheitswissenschaften und der Medizin, die mit den Expertisen aus dem Medien- und Informationsdesign und der Wissenschaftskommunikationsforschung in neuartige Informationsvisualisierungen überführt werden. Wie innovative, wissenschaftsbasierte und die Informationsbedürfnisse verschiedener Zielgruppen befriedigende Visualisierungen gelingen, werden die Beteiligten in verschiedenen Konstellationen erproben. Dazu sollen auch Interessierte aus der breiten Öffentlichkeit in gemeinsame Design-Workshops, interaktive Ausstellungen und Pop-up-Veranstaltungen in leerstehenden Läden in der Kieler Innenstadt eingeladen werden. Praxispartner sind der NDR, Spektrum der Wissenschaft, kurzgesagt.org sowie die Stadt Kiel.
Rhine-Ruhr Centre for Science Communication Research
Antragstellende: Prof. Dr. Holger Wormer, Institut für Journalistik, Technische Universität Dortmund; Prof. Dr. Oliver Ruf, Institut für Medienentwicklung und Medienanalyse, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Sankt Augustin; Prof. Dr. David Kaldewey, Forum Internationale Wissenschaft, Universität Bonn; Prof. Dr. Julika Griem, Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI)
Wie gelingt die Vermittlung von Wissen über das Wissenschaftssystem selbst? Über die Rollen, Normen und Werte von Forschenden, die Funktionsweisen von Universitäten und Forschungseinrichtungen, die Bedeutung des wissenschaftlichen Publizierens? ‒ In drei Teilprojekten sollen Heuristiken, Qualitätsstandards und Formate entwickelt werden, um eine besser informierte Öffentlichkeit zu befähigen, sich aktiver in die Kommunikation mit der Wissenschaft und ihren Institutionen einzubringen. Das Konsortium fokussiert dabei zum einen auf das interdisziplinäre Feld der Wissenschaftsforschung mit Subdisziplinen wie Soziologie, Philosophie und Wissenschaftsgeschichte, aber auch auf Spezialgebiete wie die Bibliometrie und die Datenwissenschaften. Mit den Praxispartnern Science Media Center und der Wissenschaftspressekonferenz sollen Infrastrukturen für den Austausch zwischen Wissenschaft, Journalismus, Politik und weiteren Zielgruppen entwickelt werden.
Center for Rhetorical Science Communication Research on Artificial Intelligence
Antragsteller: Prof. Dr. Olaf Kramer, Seminar für Allgemeine Rhetorik, Universität Tübingen (sowie zehn weitere Projektbeteiligte)
Während die KI-Forschung massiv voranschreitet, konkurrieren in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung Faszination und Begeisterung mit Zweifeln, Skepsis und Ängsten. Welche widerstreitenden Interessen und Emotionen leiten dabei das Publikum? Das will das Konsortium aus Sicht der Rhetorik und der Wissenschaftskommunikationsforschung ergründen, indem Narrative, Frames und topische Argumente sowie deren Wirkung auf verschiedene Zielgruppen analysiert werden. Aus der KI-Forschung unterstützen u.a. das Tübingen AI Center und der Exzellenz-Cluster "Maschinelles Lernen – Neue Perspektiven für die Wissenschaft" an der Universität Tübingen das Vorhaben. Gemeinsam mit dem Praxispartner "Wissenschaft im Dialog", Berlin, werden neue Methoden der partizipatorischen Wissenschaftskommunikation im Feld der KI-Themen entwickelt und bundesweit erprobt. Die wissenschaftlichen Befunde und Kommunikationsempfehlungen werden in einem Transferkonzept zur Verfügung gestellt.