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Thema Tierversuche – Stellungnahme

#Tierversuche

Warum fördert die VolkswagenStiftung auch Forschungsprojekte mit Tierversuchen? Eine Stellungnahme.

Tierversuche sind in einigen Teilen biomedizinischer Forschung weiterhin nicht durch Alternativmethoden zu ersetzen. Geleitet durch das 3R-Prinzip (Replace – Reduce - Refine) gab es einerseits in den letzten Jahren wesentliche Fortschritte bei der Entwicklung von Labormethoden und -modellen, in denen Zellen und Gewebe anstelle des gesamten Organismus eingesetzt werden.  Sogenannte Organoide und Organ-on-a-Chip-Systeme haben den Vorteil, dass hier menschliche Zellen zum Einsatz kommen – sodass die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf die menschliche Gesundheit naheliegender ist, als bei der Verwendung von Tiermodellen.

Für bestimmte Forschungsfragen sind Tierversuche unverzichtbar

Für die ethische Abwägung zwischen Tierversuch und Alternativmethode ist aber auch wichtig zu berücksichtigen, dass viele der Organoid- und Organ-on-a-chip-Systeme tierbasierte Materialien benötigen. Sie sind in der Regel also nicht tierfrei, sondern auch hierfür mussten oft Tiere leiden und sterben. Andererseits sind diese Systeme immer nur Puzzleteile des Gesamtorganismus. Das Zusammenspiel von Immun-, Nerven-, und Hormonsystem sowie von Faktoren wie Mikrobiom und soziales Umfeld eines gesamten Organismus sind so komplex, dass sie auch durch Verschaltung mehrerer Organsysteme im Labor noch nicht hinreichend nachgestellt werden können. Fragestellungen dieser Ebene können zurzeit nur in Versuchstieren untersucht werden. Die VolkswagenStiftung fördert daher auch Projekte, in denen Tierversuche durchgeführt werden.

modernes Gebäude

Zur VolkswagenStiftung

Die VolkswagenStiftung ist eine von der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Niedersachen gegründete eigenständige, gemeinnützige Stiftung privaten Rechts. Seit 1962 erfüllt sie ihren satzungsgemäßen Zweck, Wissenschaft und Technik in Forschung und Lehre in Deutschland zu fördern. Es handelt sich bei ihr ausdrücklich nicht um eine Unternehmensstiftung. Als fördernde Stiftung führt sie selbst keine wissenschaftlichen Studien und Versuche durch. Sie beauftragt diese auch nicht. Im Rahmen ihres Förderangebots unterstützt sie wissenschaftliche Forschungsprojekte in allen Disziplinen. Diese können zum Teil Tierversuche beinhalten, etwa in biomedizinischen (z.B. neurowissenschaftlichen) Vorhaben.

Tierversuch als letztes Mittel

Tierversuche tragen in der Biomedizin wesentlich zur Erforschung der menschlichen Gesundheit bei und sind zum Beispiel auch bei der Untersuchung von tierischer Gesundheit, ihrem Verhalten und der Interaktionen in ihrem Ökosystem unverzichtbar. Kurz gesagt: Wenn man Tiere (einschließlich des Menschen) erforschen möchte, sind Versuche mit lebenden Organismen sehr wichtig. Am Anfang steht dabei immer die Fragestellung: Was genau soll erforscht werden, und mit welcher Methode kann diese Frage am besten beantwortet werden? In der Regel braucht man viele verschiedene Methoden, um eine Forschungsfrage umfassend zu beantworten. Wenn ein Tierversuch benötigt wird, steht dieser am Ende einer Kette von sehr vielen anderen Versuchen, die ohne Tiere auskommen – der Tierversuch ist immer nur das letzte Mittel und wird sehr sorgfältig vorbereitet.

Alternativmethoden zu Tierversuchen

Die VolkswagenStiftung fördert auch Alternativmethoden zu Tierversuchen, zum Beispiel in den Initiativen Experiment!, Freigeist-Fellowships und Innovative Ansätze der antiviralen Wirkstoffentwicklung. Diese werden zwar nicht ausgewählt, weil sie einen Tierversuch ersetzen, und sind dementsprechend nicht als "Alternativen" gekennzeichnet. Sie sind aber Bestandteil des ganz normalen Forschungsprozesses und werden häufig ergänzend zum Tierversuch eingesetzt. Sobald also eine Alternativmethode im Rahmen eines geförderten Projekts entwickelt oder angewendet werden soll, wird diese ebenso gefördert wie in anderen Fällen der Tierversuch.

Person mit Kuh- und Pferdekopf-Modell

Tierversuche: Geht's auch ohne?

Tierversuche sind in der Forschung (noch) unverzichtbar zum Erkenntnisgewinn. Jedoch sind sie nie mehr als "nur" ein Modell. Welche Alternativmethoden gibt es bereits? Wie lässt sich der Verbrauch an Versuchstieren senken? Und wie kann die Gesellschaft die Forschung an Alternativen bestärken?

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Qualitätsprüfung und Genehmigung in mehreren Schritten

Die wissenschaftliche Qualität der Projekte mit Tierversuchen wird im Rahmen der wissenschaftlichen Begutachtung geprüft. Die VolkswagenStiftung fördert nur Vorhaben, die in einem Begutachtungsprozess durch Expertinnen und Experten des jeweiligen Fachgebiets als förderwürdig bewertet wurden. Bei dieser Qualitätsprüfung bewerten die Expert:innen, ob die im Antrag beschriebene Forschungsfrage für das Fachgebiet relevant ist und ob die vorgeschlagenen Methoden zur Beantwortung der Frage geeignet sind. Dadurch wird sichergestellt, dass Experimente mit Tieren nur dann gefördert werden, wenn sie im Kontext der jeweiligen Fragestellung sinnvoll und erforderlich sind.   

Die Genehmigung der Tierversuche wird durch die zuständigen Behörden erteilt. Unabhängig von der Förderung durch die VolkswagenStiftung und des Begutachtungsprozesses muss jeder Tierversuch durch die Forschenden in Deutschland bei der zuständigen lokalen Behörde beantragt und genehmigt werden. Die Stiftung ist an diesem komplizierten und umfangreichen Prozess nicht beteiligt, verlangt aber in Zweifelsfällen die Vorlage einer ethischen Stellungnahme.

Grafik mit Angaben, warum Tierversuche notwendig sind

Warum sind Tierversuche notwendig? In dieser Übersicht stellt "tierversuche-verstehen.de" die verschiedenen Anwendungsfälle von Tierversuchen dar.

Über Tierversuche sollte transparent berichtet werden

Tierversuche werden durch Tierschutzorganisationen zurecht kritisch hinterfragt. Deshalb ist es wichtig, dass Forschungseinrichtungen und Forschungsförderer transparent darlegen, warum Tierversuche für die Forschung nach wie vor unverzichtbar sind und unter welchen Bedingungen Tierversuche durchgeführt werden. Eine ehrliche Diskussion über Tiernutzung in der Forschung und beispielsweise ein Vergleich mit der Tiernutzung in der Nahrungsmittelproduktion ist nur möglich, wenn alle Beteiligten wissen, was ein Tierversuch ist, wie stark oder wenig die Tiere dabei leiden und wie die Entscheidung, dass ein Tierversuch nötig ist, getroffen wird.  Die VolkswagenStiftung ist deshalb Teil der Initiative Transparente Tierversuche und setzt sich für eine offene und proaktive Information über Tierversuche in der Wissenschaft ein. Im Rahmen der Allianz der Wissenschaftsorganisationen förderte die VolkswagenStiftung auch die Einrichtung Tierversuche-verstehen.de, die hierzu umfassendes Informationsmaterial zur Verfügung stellt.

Tierversuche in der Medizin: Argumente, Aufklärung und Dialog

Welche Begründungen kommen in der Debatte um Tierversuche in der Medizin und der Abwägung von Tierwohl zum Tragen und wie kann der gesellschaftliche Diskurs darüber gefördert werden? Darüber diskutierte eine Fachrunde am 21. Juni 2021. 

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