Plasmakamm: Ohne Chemikalien gegen Kopfläuse

Kopfläuse sind ein lästiges Übel, das in der Regel mit chemischen Mitteln und Nissenkamm bekämpft wird. Forscher haben nun einen Plasmakamm entwickelt, der die Parasiten ohne Chemikalien abtötet.

Kopfläuse sind nicht nur lichtscheu und flink, sondern vor allem hartnäckig, wenn sie sich erst einmal am Haar festgekrallt haben. Bei Menschen lösen sie einen quälenden Juckreiz aus; besonders häufig sind Kinder zwischen drei und zehn Jahren betroffen. Üblicherweise wird Läusebefall mit chemischen Mitteln in Form von Shampoos, Lotionen oder Gels und Nissenkamm behandelt – oftmals mit mehreren Wiederholungen, bis alle Nissen, also die Eier der Tiere, vollständig entfernt sind. Diese Prozedur ist für Kinder langwierig, unangenehm und schmerzhaft. Zudem scheuen viele Eltern den Gebrauch chemischer Arzneimitteln, zumal einige Wirksubstanzen für Kleinkinder und Säuglinge schädlich sind. Bei Patienten mit Vorerkrankungen wie Asthma oder Allergien kann diese Behandlung zu Problemen durch aggressive Wirkstoffe führen. Forscher des Anwendungszentrums für Plasma und Photonik des Fraunhofer-Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik IST in Göttingen haben eine alternative Behandlungsmethode entwickelt, die ohne Biozide und chemische Stoffe auskommt. Sie verwenden kaltes Atmosphärendruckplasma, das die Blutsauger schmerzfrei und zuverlässig abtötet. Für die Anwendung haben die Forscher einen speziellen Plasma-Läusekamm entwickelt. Im Gehäuse des batteriebetriebenen Kamms befindet sich ein Hochspannungserzeuger, der elektrische Pulse an die metallenen Kammzinken abgibt, die als Elektroden fungieren. Durch das Anlegen eines Hochspannungspulses wird die Luft zwischen den Elektroden, also zwischen zwei Zinken, ionisiert. So entsteht aus der normalen Raumluft Plasma.

Keine Gefahr für die Gesundheit

Die Hochspannung im Plasma-Läusekamm wird nur sehr kurzzeitig angelegt. Dabei heizen sich Gasteilchen nicht auf, die Temperatur des Plasmas bleibt auf Raumniveau. Diese kalten Plasmen töten die Läuse sowie die Nissen ab, beschädigen jedoch nicht das Haar und die Kopfhaut. Für Menschen sind sie harmlos. "Bereits nach einmaligem Durchkämmen sind die Hälfte der flügellosen Insekten tot. Innerhalb eines Tages ist man die Quälgeister los", erklärt Prof. Dr. Wolfgang Viöl, Leiter des Anwendungszentrums für Plasma und Photonik am Fraunhofer IST. Die VolkswagenStiftung fördert Viöl mit einer Forschungsprofessur ihm Rahmen des Niedersächsischen Vorab. Umfangreiche Wirksamkeits- und Sicherheitstests von Prof. Viöl und seinem Team, die sie in Zusammenarbeit mit einem Forschungsinstitut durchgeführt haben, belegen die Ergebnisse. Zudem wurde der Plasmakamm bereits in regionalen Kinderarztpraxen vorgestellt – er kann wie ein normaler Kamm angewandt werden. Geplant ist nun, den Läusekamm als kosmetisches Produkt zunächst in Kleinserie auf den Markt zu bringen. Denkbar sei auch der Einsatz in Entwicklungsländern, wo Kopfläuse gefährliche Bakterien wie Erreger des Fleckfiebers oder des Fünf-Tage-Fiebers übertragen können, so Viöl. Zudem ist auch eine Behandlung von Haustieren mit Ungeziefer möglich, sofern Form und den Abstand der Zinken entsprechend angepasst werden.

Der Plasmakamm bekämpft Kopfläuse ohne Chemikalien. (Foto: Fraunhofer IST)