"Opus Primum" der VolkswagenStiftung an Historiker verliehen

Peter Hammerschmidt erhielt den Förderpreis für sein Buch "Deckname Adler", das enthüllt, wie deutsche Geheimdienste untergetauchte NS-Verbrecher schützten.

Seine Dissertation war die Basis eines außergewöhnlichen Erstlingswerks: Peter Hammerschmidt, seines Zeichens Historiker und derzeit als Referendar an einer Schule in Rheinland-Pfalz beschäftigt, hat mit "Deckname Adler" eine umfassende Biografie des NS-Verbrechers Klaus Barbie veröffentlicht. Dafür erhielt er von der VolkswagenStiftung den Förderpreis Opus Primum für die beste wissenschaftliche Nachwuchspublikation 2014. Aus insgesamt 69 Einreichungen wurde sein Werk für den mit 10.000 Euro dotierten Preis ausgewählt.

Der Gewinner des diesjährigen Opus Primum Förderpreises heißt Peter Hammerschmidt, sein Buch trägt den Titel "Deckname Adler". (Foto: Sven Stolzenwald für VolkswagenStiftung)

"Peter Hammerschmidt hat mit Beharrlichkeit und Ausdauer – er bezeichnet es als Leidenschaft – sein Ziel verfolgt", beschreibt die Laudatorin Prof. Dr. Doris Kaufmann, Historikerin an der Universität Bremen, den Preisträger. "Das Buch ist ein wegweisender neuer Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte der westlichen Geheimdienste", lobte die Historikerin. Besonders die außergewöhnlichen, erstmals gesichteten Quellen, dazu zählen neben den Memoiren und Briefen Barbies auch geheime Akten von Bundesnachrichtendienst und Verfassungsschutz, sowie der vorbildliche Umgang mit den disparaten Materialien haben den Ausschlag für die Auszeichnung gegeben. Dadurch hat Hammerschmidt bislang unbekannte Verflechtungen der westlichen Geheimdienste mit NS-Verbrechern aufgedeckt. "Im Mittelpunkt meiner Forschung stand zuerst die Frage, wie aus Männern Täter werden", berichtete Hammerschmidt. "Als junger Student ist man noch naiv genug, um einfach an den Bundesnachrichtendienst heranzutreten und zu fragen, ob er freundlicherweise die Akte eines Kriegsverbrechers vorlegen kann", erzählt er von seinen Erfahrungen. Dieses Bitte und eine weitere Anfrage an das Bundeskanzleramt führten schlussendlich tatsächlich dazu, dass Hammerschmidt diese hochbrisanten Unterlagen einsehen durfte und seine neuen Erkenntnisse für seine Forschungsarbeit nutzen konnte. "Dieses Buch vielleicht ist ein Zeichen dafür, dass der viel proklamierte Wille der Behörden, Transparenz zu schaffen, beginnt, gelebt zu werden", resümierte der Historiker. Und er hat bereits sein nächstes Forschungsprojekt im Auge: die mythologische Heldenverehrung in der Gegenwart um den NS-Verbrecher Otto Skorzeny entzaubern.

Die Laudatio auf Hammerschmidt hielt die Historikerin Prof. Dr. Doris Kaufmann von der Universität Bremen. (Foto: Sven Stolzenwald für VolkswagenStiftung)

Gemeinsam mit dem Opus Primum wurde auch der NDR Kultur Sachbuchpreis verliehen. Diesen erhielt ebenfalls ein Historiker: Prof. Dr. Jörn Leonhard von der Universität Freiburg für "Die Büchse der Pandora", ein Sachbuch über den Ersten Weltkrieg. Beide siegreichen Bücher zeichnen sich durch eine Eigenschaft aus, die Joachim Knuth, NDR Hörfunk Programmdirektor, zu Beginn der festlichen Gala im Tagungszentrum Schloss Herrenhausen, die live auf NDR Kultur übertragen wurde, wie folgt formulierte: "Exzellente Sachbücher nehmen sich an Zeit und Raum das, was sie brauchen." Und Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, ergänzte später: "Ich glaube, dass Verständlichkeit bei Publikationen aus der Wissenschaft inzwischen kein Makel mehr ist."

Literaturangabe:

"Deckname Adler. Klaus Barbie und die westlichen Geheimdienste", S. Fischer Verlag (Frankfurt a.M.). Aug. 2014, 560 Seiten

Neben dem Opus Primum wurde auch der NDR Kultur Sachbuchpreis verliehen. V.l.: Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, Dr. Peter Hammerschmidt, Dr. Gabriele Heinen-Kljaji?, Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Prof. Dr. Jörn Leonhard, Preisträger des NDR Kultur Sachbuchpreises 2014, Joachim Knuth, NDR Hörfunk Programmdirektor (Foto: Sven Stolzenwald für VolkswagenStiftung)