Neuer Ansatz zur Behandlung von Schlaganfällen

Nach einer neuen Studie eines Forscherteams der Uni Duisburg-Essen könnten extrazelluläre Vesikel eine risikoärmere Therapie bei Schlaganfall ermöglichen als Stammzelltransplantation. Veröffentlicht im Fachmagazin Stem Cells Translational Medicine.

In den westlichen Industrieländern ist der Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache und häufigster Grund für schwere Behinderungen. Ist die Blutversorgung unterbrochen, sterben die betroffenen Nervenzellen innerhalb weniger Stunden ab. Nach einem Schlaganfall muss das Gehirn daher möglichst schnell und nachhaltig regeneriert werden. Große Hoffnungen verbinden sich dabei mit dem regenerativen Potenzial von Stammzellen – allerdings können diese sich nach einer Transplantation auch unkontrolliert verhalten und z.B. Tumore bilden. Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) konnten nun im Tierversuch zeigen, dass extrazelluläre Vesikel nach einem Schlaganfall genauso wirksam sind wie die Stammzellen, von denen sie produziert wurden. Extrazelluläre Vesikel sind winzige Bläschen, die von einer Membran aus Proteinen umschlossen sind. Sie übertragen biologische Signale zwischen den Zellen und lenken viele Prozesse im menschlichen Körper. Beide Therapieformen, extrazelluläre Vesikel und adulte Stammzellen, aktivierten die Reparatur von neurologischen Schäden im Gehirn von Mäusen vergleichbar gut und nachhaltig. Die motorischen Leistungen der betroffenen Versuchstiere verbesserten sich deutlich. Dies geht vermutlich darauf zurück, dass die extrazellulären Vesikel kurzfristig Reaktionen des Immunsystems verändern. So können die Hirnstrukturen vor weiteren Schädigungen geschützt und die gehirneigene Regeneration gefördert werden. Die Vorteile der Anwendung von extrazellulären Vesikeln gegenüber potentiellen Stammzelltherapien liegen auf der Hand: "Die Behandlung mit extrazellulären Vesikeln ist weniger riskant, weil sie sich nicht vermehren können und einfacher zu handhaben sind", erläutern PD Dr. Thorsten R. Döppner von der Klinik für Neurologie und PD Dr. Bernd Giebel vom Institut für Transfusionsmedizin am UK Essen. Die Wissenschaftler forschen nun daran, wie sich die Erkenntnisse auf den klinischen Alltag übertragen lassen. Die Studie wurde von der VolkswagenStiftung im Rahmen der Förderinitiative "Offen – für Außergewöhnliches" sowie vom IFORES-Programm der Medizinischen Fakultät der UDE unterstützt. Beteiligt war ein Team aus insgesamt zehn Wissenschaftlern der Klinik für Neurologie und des Instituts für Transfusionsmedizin.

Publikation

Extracellular Vesicles Improve Post-Stroke Neuroregeneration and Prevent Post-Ischemic Immunosuppression

Thorsten R. Doeppner, Josephine Herz, Bernd Giebel et al. (DOI: 10.5966/sctm.2015-0078). http://stemcellstm.alphamedpress.org/content/early/2015/08/31/sctm.2015-0078.short?rss=1

Hintergrund: Die Förderinitiative "Offen – für Außergewöhnliches"

Unter "Offen – für Außergewöhnliches" werden herausragende Vorhaben gefördert, die sich durch einen originellen und interdisziplinären Forschungsansatz auszeichnen und keiner aktuellen Initiative zugeordnet werden können. Weitere Informationen unter "Offen – für Außergewöhnliches".

Verhaltenstests an Mäusen auf einem sich langsam beschleunigenden Rad (li) oder an einer Schnur zeigten eine statistisch signifikante Verbesserung der Symptomatik nach Schlaganfall sowohl nach der Behandlung mit extrazellulären Vesikeln als auch nach Einsatz adulter Stammzellen. (Fotos: Thorsten Döppner)