Musikkultur um 1500 – Opus magnum zu Maximilians Liedern
Nicole Schwindt publiziert ein umfangreiches Werk zum mehrstimmigen deutschen Lied und zeichnet ein lebendiges Bild von der Rolle der Musik im Umfeld des deutschen Kaisers.
Maximilian I., deutscher König und ab 1508 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, wird vielfach als "der letzte Ritter" romantisiert. Dabei war der Habsburger, der vor 500 Jahren starb, auch ein vorausschauender, modernisierender Herrscher am Beginn der Frühen Neuzeit – und ein großer Freund der Künste. Das Bild der von ihm geprägten Ära wird nun um einen kulturgeschichtlichen Aspekt bereichert:
Unter dem Titel "Maximilians Lieder" hat Nicole Schwindt, Professorin für Musikwissenschaft an der Musikhochschule Trossingen, die Ergebnisse ihrer langjährigen Forschung zum mehrstimmigen deutschen Lied zusammengefasst. Sie beschreibt, wie im Hintergrund der großen weltpolitischen Bühne des Regenten die poetisch-musikalische Gattung des Liedes Aufschwung nahm, wie und durch wen die Texte und Melodien entstanden und zu Gehör gebracht wurden, welche Rolle die Lieder für die Hofgesellschaft und die Menschen in Maximilians Umfeld sowie im medialen Radius seiner Herrschaft spielten.
Nicole Schwindt macht damit eine weitere Facette der schillernden Figur Maximilians und seines Wanderhofs sichtbar, der viele Städte einbezog. Ihr Buch verbindet eine Kulturgeschichte der weltlichen Musik am Habsburger Hof zwischen 1490 und 1520 mit einer Gattungsgeschichte des deutschen Liedes der Zeit; es fügt den kunsthistorischen und literaturwissenschaftlichen Arbeiten zum kulturellen Kontext von Maximilians Wirken eine neue Perspektive hinzu. Um ihre Forschungsergebnisse zusammenfassen zu können, war die Expertin für Renaissancemusik im Rahmen einer "Opus magnum"- Förderung zwei Jahre freigestellt; die Lehrvertretung wurde durch die VolkswagenStiftung finanziert.
Literaturangabe
Nicole Schwindt: Maximilians Lieder. Weltliche Musik in deutschen Landen um 1500. Bärenreiter-Metzler, 2018
Hintergrund: Die Förderinitiative "Opus magnum"
Das Förderangebot richtet sich an herausragende Professorinnen und Professoren aus den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften. Entlastet durch eine Lehrvertretung sollen sie die Möglichkeit bekommen, ein größeres wissenschaftliches Werk "Opus magnum" zu einem anspruchsvollen Thema zu verfassen. Der nächste Stichtag ist der 1. Februar 2023, weitere Informationen unter "Opus magnum".