Jetzt bewerben: Science Reporter für Bloggers' Corner bei "Transparency and Society - Between Promise and Peril" gesucht
Die VolkswagenStiftung lädt "Science Reporter" ein zur Teilnahme an der Herrenhäuser Konferenz "Transparency and Society – Between Promise and Peril" vom 12. bis 14. Juni in Berlin. Fahrtkosten und Übernachtung werden gestellt, Bewerbungsschluss ist der 1. Mai 2018.
Das Konzept der "Transparenz" steht schon länger, aber auch ganz aktuell wieder im Zentrum öffentlicher Diskurse. Von der einen Seite wird Transparenz als Chance begriffen, um dem Missbrauch von politischer und wirtschaftlicher Macht entgegenzuwirken, und damit Demokratisierung und Freiheit zu stärken. Die andere Seite warnt vor einer "Tyrannei der Transparenz" und sieht in ihr eine große Gefahr durch soziale Kontrolle, steigende Überwachungsmöglichkeiten, Einschränkung der Privatsphäre, der Individualität und des sozialen Vertrauens.
Auch in den Sozial- und Geisteswissenschaften befassen sich Forscherinnen und Forscher immer intensiver mit der Frage, welche Auswirkungen das Streben nach grenzenloser Transparenz auf die Entwicklung unserer Gesellschaft, auf sozialen und kulturellen Wandel hat. Dem wollen auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf der Herrenhäuser Konferenz "Transparency and Society - Between Promise and Peril" nachgehen – über die Disziplingrenzen hinweg sowie im Austausch mit gesellschaftlichen und politischen Akteuren. Besonders die Aspekte Öffentlichkeit, "open government" der Regierung, institutionelle Umfelder, das Individuum und das digitale Zeitalter sollen berücksichtigt werden. Im Diskurs sollen Lösungsansätze gefunden werden, um die unterschiedlichen Wünsche, Erwartungen und Bedürfnisse hinsichtlich mehr oder weniger Transparenz innerhalb der Gesellschaft in Einklang zu bringen und die Balance zu finden zwischen Privatsphäre und öffentlichem Interesse.
Jetzt als Science Reporter bewerben!
Die VolkswagenStiftung möchte die Inhalte ihrer Tagungen mit möglichst vielen Interessierten innerhalb der Scientific Community, der Politik sowie der Gesellschaft insgesamt teilen. Daher lädt die Stiftung bis zu fünf themenaffine Science Reporter zur Teilnahme an der Konferenz in Berlin ein. Sie können die relevanten Inhalte der Vorträge und Diskussionen, die sie selbst und ihre Follower interessieren, über ihre eigenen Kanäle teilen – z. B. via Twitter, Facebook, Blogs oder Homepages. In der "Bloggers' Corner" können sie Kontakte knüpfen, Gespräche führen und ihre Erkenntnisse an ihre Communities kommunizieren. Die Stiftung macht bei diesem Angebot, wie bereits bei früheren Herrenhäuser Konferenzen, ausdrücklich keine Vorgaben, ob, was, wie viel oder in welche Richtung kommuniziert wird!
Wenn Sie als Science Reporter die Herrenhäuser Konferenz "Transparency and Society - Between Promise and Peril" live miterleben und mit führenden Expertinnen und Experten aus aller Welt persönlich in Kontakt treten wollen, dann bewerben Sie sich formlos mit einer E-Mail an walsweer(at)volkswagenstiftung.de. In Ihrer Mail sollten Sie uns ein paar Zeilen über sich selbst mitteilen und kurz Ihre Motivation, warum Sie als Science Reporter an dieser Konferenz teilnehmen möchten, erläutern. Bitte fügen Sie auch Links zu Ihren (Social-Media-)Kanälen ein.
Bewerbungsschluss ist Montag, der 1. Mai 2018. Die fünf ausgewählten Science Reporter werden am Dienstag, dem 2. Mai 2018, per Mail benachrichtigt. Für diese bis zu fünf Personen übernimmt die Stiftung die Reisekosten (Bahnfahrt 2. Klasse innerhalb Deutschlands), Hotelübernachtungskosten sowie die Verpflegung vor Ort. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Was? Wann? Wo?
Herrenhäuser Konferenz "Transparency and Society - Between Promise and Peril" (Tagungssprache: Englisch)
12. Juni, 13 Uhr, bis 14. Juni, 15 Uhr
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Markgrafenstraße 38, 10117 Berlin
Die Veranstaltung wird gemeinsam organisiert vom Institut für soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum, dem Erich-Brost-Institut für internationalen Journalismus der Technischen Universität Dortmund, dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) sowie der VolkswagenStiftung.
Welche Themen im Fokus stehen:
Befürworter und Kritiker aus Wissenschaft, Politik, von NGOs und aus dem Medien, die sich mit dem Thema Transparenz in der Gesellschaft befassen, kommen in Berlin zusammen, um gemeinsam die jüngsten und künftigen Entwicklungen zu reflektieren und mögliche Lösungswege für die Zukunft zu diskutieren. Unter anderem werden folgende Themen im Fokus der Sessions stehen:
- Session I: Transparency and Public Policy - Historical and Methodological Perspectives
- Session II: Transparency and Open Government
- Session III: Transparency and Institutional Environment
- Session IV: Transparency in the Digital Age
- Session V: Transparency and the Individual - the End of Privacy?
- Session VI: Towards a "Transparent Society"?
Das detaillierte Programm der Konferenz finden Sie hier.
Wer zu Gast sein wird und welche Positionen die Expertinnen und Experten vertreten (fünf Beispiele aus 19 Vorträgen):
Michael Schudson (Columbia Journalism School, Columbia University, New York): Transparency and its Troubles
Transparenz ist nicht zwangsläufig ein ultimatives Ziel für oder Merkmal von Demokratie – und sie wetteifert mit anderen Werten der Gesellschaft: Befürworter der Transparenz müssen berücksichtigen, dass Transparenz den Zielen von Privatsphäre oder dem Schutz von Personen oder Gruppen ebenso schaden kann. Schudson spricht über Wertkonflikte und die Notwendigkeit, dass Transparenzbefürworter mehr tun müssen, um zu durchdenken, unter welchen Umständen mehr Transparenz als öffentliches Gut angesehen wird – und wann sie es nicht ist.
Rogério Christofoletti (Department of Journalism, Universidade Federal de Santa Catarina, Brazil): Whistleblowers, media and democracy in Latin America
In Lateinamerika wechselten sich in der Vergangenheit in vielen Ländern kurze Phasen politischer Stabilität mit kurzen Diktaturen und destabilisierten Regierungen ab – zudem sind Transparenz und Rechenschaftspflicht dort in der Regel nicht ausreichend gefestigt. Christofoletti berichtet davon, wie Medien dazu beitragen können, diese Mechanismen besser zu etablieren, wie neue Formate und Organisationen im journalistischen Bereich die Mächte und Mächtigen zunehmend beobachten und wie Whistleblower mithilfe auch sensibler Informationen die Neuaufstellung der politischen und sozialen Agenda in der Region unterstützen.
Padideh Ala'I (Washington College of Law, American Universitä, Washington, D. C.): Transparency and its Limits
Ala'I berichtet von der sog. "intellektuellen Korruption" bei Autoritäten, die einen fehlenden moralischen oder ethischen Kompass bezeichnet. Diese Personen oder Institutionen propagieren "alternative Fakten", sodass das Vertrauen in sie als Führungspersonen bzw. Institutionen nicht mehr vorhanden ist und jedweder Transparenzgedanke seinen Nutzen verliert.
Siva Vaidhyanathan (Department of Media Studies, University of Virginia, Charlottesville): Anti-Social Media: How Facebook Divides the World and Undermines Democracy
In dem Vortrag wird analysiert, wie Facebook Gespräche, Empfehlungen und Verbindungen strukturiert, die zwar bei der Mobilisierung Gleichgesinnter nützlich sind, letztlich aber dazu führen, dass Nutzer sich oftmals nur in ihren eigenen Echokammern aufhalten und nicht mehr Teil des öffentlichen Diskurses sind. Wenn Facebook sein Ziel, die "Gemeinschaft" auch über Nations- und Interessensgruppen hinaus zu fördern, erfüllen will, muss Facebook transparenter und offen für Kritik und Reformvorschläge werden.
Martin Hartmann (Philosophisches Seminar, Universität Luzern): Does Transparency Endanger Trust?
In seinem Vortrag wird Hartmann die komplexen Zusammenhänge zwischen Vertrauen und Transparenz erörtern: Er wird die Unterschiede zwischen vertrauensförderlicher Transparenz von misstrauensbildender Transparenz aufzeigen und erörtern, wie wichtig Transparenz für Vertrauen ist. Denn: Wie kann man einer Person oder Institution vertrauen, wenn wichtige Informationen geheim gehalten werden? Aber: Volle Transparenz, wenn überhaupt möglich, kann Menschen auch dazu ermutigen, weniger ehrlich zu sein, wenn sie davon ausgehen, dass alles, was sie sagen und denken, öffentlich gemacht werden soll.
Wie Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler eingebunden werden:
23 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus aller Welt erhalten die Möglichkeit, mithilfe von Reisestipendien kostenfrei an der Konferenz teilzunehmen und gleichzeitig ihre Forschung dem Fachpublikum während der Veranstaltung vorzustellen. In sog. Lightning-Talks von jeweils drei Minuten Länge sowie auf Postern im Konferenzbereich werden sie ihre Projekte präsentieren.
Die jungen Forscherinnen und Forscher reisen unter anderem aus Nigeria, Brasilien, Thailand, Finnland und Israel an und sprechen beispielsweise über "Die Stadt als Datenmaschine: Governance im Zeitalter von Big Data", über "Politische Ökonomie von Justizdaten: Transparenz, Offenheit und Zugang zu Aufzeichnungen von Kriegsverbrecherprozessen", über "Die Wesentlichkeit der Datentransparenz und die (Neu-)Konfiguration von Umweltaktivismus im brasilianischen Amazonasgebiet" oder auch über "Datenschutz und Regierungstransparenz der Bürger in China".