Freigeist-Fellowships 2017 – Feierliche Verleihung
Festakt im Schloss Herrenhausen: Zehn außergewöhnliche Nachwuchswissenschaftler(innen) erhalten ihr "Freigeist-Fellowship".
Für ihre Freigeist-Fellowships sucht die VolkswagenStiftung seit 2014 jedes Jahr exzellente Postdoktorand(inn)en, die betont zukunftsweisende und risikobehaftete Forschungsideen verwirklichen wollen. Rund 120 junge Nachwuchswissenschaftler(innen) reichten im vergangenen Oktober ihre Anträge ein, zehn von ihnen werden nun in einem stiftungsgeförderten Projekt ihre spannenden Ideen als Freigeist-Fellows in die Tat umsetzen. Die vielfältigen Forschungsthemen, mit denen sie das internationale Gutachtergremium überzeugten, reichen von einer digitalen Plattform für Biographien von Objekten über Forschung zum Eisenstoffwechsel bis hin zu Biomarkern für Leben im All. Die neuen "Freigeister" folgten am 29. September einer Einladung der Stiftung ins Schloss Herrenhausen in Hannover.
Workshop und feierliche Verleihung
Vormittags informierte das Freigeist-Team der VolkswagenStiftung die neu Geförderten über die flexiblen Module der Förderinitiative, beispielsweise die familienbezogenen Leistungen und die Zusatzmittel für Kommunikation, und gab Raum für Austausch und Networking. Am Abend überreichte Generalsekretär Dr. Wilhelm Krull im Rahmen einer festlichen Veranstaltung die Urkunden – in Anwesenheit von etwa 100 Gästen aus dem privaten und wissenschaftlichen Umfeld der Fellows sowie Vertretern der deutschen Hochschullandschaft. Durch das Programm, bei dem die Fellows auch kurz ihre Projekte vorstellten, führte der Kabarettist und "Physikant" Sascha Ott. Die neuen "Freigeister" werden mit ihren Forschungsvorhaben in den nächsten Wochen an verschiedenen deutschen Hochschulen und Forschungsinstituten starten. Nach dem aktuellen Stichtag am 12. Oktober 2017 bietet sich die nächste Möglichkeit zur Bewerbung um ein Fellowship zum 11. Oktober 2018.
Zehn außergewöhnliche Forschungsprojekte: Die Freigeist-Fellows 2017
Dr. Carolin Antos kombiniert in ihrem Projekt "Forcing: Conceptual Change in the Foundations of Mathematics" an der Universität Konstanz die Disziplinen Mathematik, Philosophie und Geschichte. Die Mathematikerin untersucht, wie die Forcing-Methode – eine vielfältig einsetzbare Technik, mit der unendlich viele neue mathematische Welten erzeugt werden können – die moderne Mengenlehre verändert hat.
Dr. Matthias Beyer erforscht in seinem Projekt "Resolving the Mystery of Deep Roots: Combining Water Stable Isotopes with Next Generation Technology – Isodrones" an der Technischen Universität Braunschweig Wassertransportprozesse durch terrestrische Ökosysteme. Der Biologe widmet sich insbesondere tiefen, potenziell Grundwasser erschließenden Wurzeln und kombiniert existierende und neu entwickelte Techniken aus Forschungsdisziplinen wie Hydrologie, Pflanzenphysiologie und Ökologie, um Rückkopplungen zwischen Vegetation und potenziellen Wasserquellen aufzudecken.
Dr. Andreas Elsaesser untersucht an der Freien Universität Berlin in seinem Projekt "Finding Life: Spectral Biomarkers in Planetary Atmospheres" Moleküle, die Hinweise auf mögliches Leben auf anderen Planeten geben können. Der Biophysiker fokussiert dabei auf die Stabilität und spektrale Detektierbarkeit von organischen Molekülen, welche als sogenannte Biomarker oder Biosignaturen in der Atmosphäre eines Planeten potenziell nachgewiesen werden können.
Dr. Robert Göstl realisiert sein Forschungsvorhaben "Biomimetic Chemical Systems under Mechanical Stress – from the Functional Molecule to the Living Cell" am DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien in Aachen. Der Wissenschaftler schlägt mit seiner Forschung eine Brücke zwischen den Disziplinen Chemie, Biologie, Mechanik sowie Physik und untersucht auf molekularer Ebene die Effekte, die mechanische Belastungen auf biologische Prozesse haben.
Dr. Malte Göttsche widmet sich mit seinem Projekt "A German Nuclear Archaeology Laboratory: Reconstructing the Nuclear Past to Enable a Nuclear-weapon-free Future" an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen einer Forschungslücke: Der Physiker möchte eine "Nuklear-Archäologie" etablieren, die es unter anderem ermöglichen soll, die Gesamtproduktion radioaktiver Materialien nachvollziehen zu können, um etwa nukleare Abrüstung zu erleichtern.
Dr. Tobias Anton F. König realisiert sein Projekt "Unidirectional Light Propagation in Macroscopic Self-assembled Gain-loss Nanomaterials" am Leibniz-Institut für Polymerforschung in Dresden. Der Physiker kombiniert Chemie, Physik und Werkstoffwissenschaften miteinander, um einen neuen und kosteneffizienten Lösungsansatz für die Informationsverarbeitung der Zukunft zu entwickeln. Mit der Entwicklung einer "Einbahnstraße für Photonen" möchte er die Grundlage für neuartige optische Dioden für künftige Generationen von Computersystemen legen.
Dr. Cornelia Monzel erforscht an der Universität Düsseldorf in ihrem Forschungsprojekt "Magnetovesicles: A Mechanochemical Toolkit for the Remote Control of Iron Homeostasis" das Spurenelement Eisen. Bei einem Überangebot für den Körper kann es zu Krankheiten wie Diabetes oder Parkinson führen. Um die Prozesse der Eisenaufnahme und deren Wechselwirkungen besser zu verstehen und mögliche Behandlungsmethoden aufzuzeigen, möchte die Wissenschaftlerin eine neue Methode entwickeln, mit der die molekularen Aktivitätszustände und Eisentransportprozesse dank magnetischer Felder berührungslos kontrolliert werden können.
Dr. Bernhard Schirg widmet sich an der Universität Erfurt seinem Forschungsvorhaben "Reaching for Atlantis. The Cultural Biographies of Objects under the Swedish Empire and Beyond". Der Historiker möchte die Geschichte von Objekten erforschen, die zur Zeit des schwedischen Großreichs (1650-1720) Gegenstand einer grundlegenden Neuinterpretation der materiellen Kultur waren. Ausgehend von der schwedischen Wissenschafts- und Sammlungsgeschichte soll so ein inspirierendes Beispiel zur Visualisierung kultureller Biographien von Objekten entstehen.
Dr. Max-Philipp Stenner erforscht in seinem Projekt "Sensorimotor Rhythms for Internal Forward Modelling in the Human Brain" am Universitätsklinikum Magdeburg das menschliche Bewusstsein. Er möchte im Rahmen seines stiftungsgeförderten Projekts ermitteln, wie der Mensch Bewegungen zielgerichtet steuert und wie er sich dabei seiner Handlungen bewusst wird.
Dr. Cathrin Zengerling realisiert an der HafenCity Universität Hamburg ihr Forschungsvorhaben "Urban Footprints – Towards Greater Accountability in the Governance of Cities' Carbon and Material Flows". Die Rechtswissenschaftlerin erforscht die Rolle von Städten für den Klima- und Ressourcenschutz anhand von acht Städten weltweit, und zielt insbesondere auf Steuerungsmodelle für deren ökologischen Fußabdruck ab.