Evaluationen: Good Governance bei modernen Förderorganisationen
In der Tagung "Evaluation der Förderung von Wissenschaft und Forschung - Rückblick, Einblick, Ausblick" diskutierten Fördermittelgeber den "State of the Art" und blickten auf zukünftige Herausforderungen im Feld der Evaluation von Wissenschafts- und Forschungsförderung.
"Evaluationsstudien haben sich heute als selbstverständlicher Teil des Lern- und Qualitätssicherungsprozesses von Wissenschafts- und Förderorganisationen etabliert. Unübersehbar ist zugleich, dass sich seit einigen Jahren auch die Anforderungen und Ansprüche an Evaluationen verändern", stellte DFG-Generalsekretärin Dorothee Dzwonnek bei der Eröffnung der Tagung "Evaluation der Förderung von Wissenschaft und Forschung – Rückblick, Einblick, Ausblick" am 16. Juni 2016 in Bonn fest. Ziel der Veranstaltung, die gemeinsam von der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH), dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der VolkswagenStiftung organisiert wurde, war es daher, den über 70 geladenen Evaluationsexpertinnen und -experten Raum zum Austausch der gesammelten Erfahrungen, zur Reflexion des "State of the Art" und zur gemeinsamen Diskussion zukünftiger Herausforderungen zu bieten.
Der Generalsekretär der Volkswagenstiftung, Wilhelm Krull, der 1999 das Sekretariat der Systemevaluation von MPG und DFG geleitet hatte, beschrieb einführend die Entwicklung der Forschungsevaluation in Deutschland und in anderen Ländern. Grundlage für institutionelle Lernprozesse aus Evaluationen, so Krull, sei eine "Kultur des Vertrauens", die es erlaube, auch Fehler zu machen. Thomas Widmer von der Universität Zürich sprach unter dem Titel "Evaluation – Profession oder Disziplin" über die Praxis der Evaluation und den Wandel ihrer Anforderungen. Er wies unter anderem darauf hin, dass die Kapazitäten zur Verarbeitung von Evaluationsergebnissen beschränkt seien. Evaluationen sollen deshalb zielgerichtet und selektiv mit klarem Fokus eingesetzt werden, als Beitrag zu einer Bewertung und nicht als Automatismus zur Steuerung des Förderhandelns.
Katharina Warta, die Obfrau der österreichischen Plattform Forschungs- und Technologieevaluierung und Senior Consultant bei Technopolis, berichtete über den Beitrag der seit nunmehr 20 Jahren bestehenden Plattform zur Professionalisierung und Vernetzungen zwischen Evaluationspraktikern und -auftraggebern in Österreich. Lutz Bornmann von der Generalverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft in München widmete sich in seinem Vortrag der Frage, ob und wie man den gesellschaftlichen "Impact" von Forschung messen kann. Er stellte neue Ansätze alternativer Metriken vor, die ihren Fokus unter anderem auf der Nennung von wissenschaftlichen Publikationen in sozialen Medien und Netzwerken haben, und entfachte damit eine lebhafte Diskussion.