Der Weg zum Freigeist-Fellowship - Die Förderreferenten der Initiative im Interview (2/2)

Zehn bis fünfzehn "Freigeister" wählt das Kuratorium der Stiftung pro Jahr aus: Diese exzellenten jungen Forscherinnen und Forscher bringen den Mut zu außergewöhnlichen Perspektiven mit und sind bereit, sich auf wirklich neues Forschungsterrain zu wagen. Was ist auf dem Weg zu einem erfolgreichen Antrag um ein Freigeist-Fellowship zu beachten? Dazu geben Dr. Johanna Brumberg und Dr. Oliver Grewe, Förderreferenten der Initiative, im zweiten Teil unseres Interviews Auskunft.

Was sollte ein(e) Wissenschaftler(in) auf dem Weg zum Freigeist-Antrag beachten?

Oliver Grewe: Für eine erfolgreiche Bewerbung um ein Freigeist-Fellowship benötigt der Wissenschaftler oder die Wissenschaftlerin einen exzellent ausgearbeiteten Antrag. Daher ist es zu allererst sehr wichtig, die schriftlichen Informationen zur Antragstellung, und die Freigeist-FAQs gründlich durchzuarbeiten. In den Informationen zur Antragstellung beispielsweise haben wir diverse Fragen zusammengestellt, die jede Interessentin und jeder Interessent für sich beantworten sollte. Dadurch erhält sie oder er bereits einen guten Eindruck davon, wie gut – oder auch nicht – das eigene Projekt in den Rahmen der Förderinitiative passen kann. Ein besonders wichtiger Aspekt in der Vorbereitung ist die Frage: "Wie kann ich mein Vorhaben auf den Punkt bringen?"

Johanna Brumberg: Über diese formalen Hinweise hinaus bieten wir auf unserer Website auch Informationen über die bisher geförderten Projekte (Übersicht aller aktuellen Freigeist-Fellows) und zeigen etwa mit Interviews auf, wer ein Freigeist sein kann. Und einen Antrag für solche Projekte zu stellen, wie wir sie innerhalb der Initiative fördern, erfordert auch einen gewissen Mut. Denn die Interessenten sollten sich zuallererst freimachen von den gewohnten Antragslogiken, in denen sie sich zumeist bewegen und die bei manchen vielleicht schon "antrainiert" sind. Also nicht probieren, möglichst alles richtig zu machen, sondern mutig sein, etwas anders zu machen, etwas Eigenes zu machen. Aber natürlich ist auch das Ausloten der eigenen Idee mit arrivierten Experten im Vorfeld einer Antragstellung sehr zu empfehlen. Denn im Zweifelsfall gilt für uns: Die Inhalte wiegen immer schwerer als die Form.

Jetzt, da ich weiß, wie ich an die Antragstellung generell herangehen sollte, interessieren mich als Antragstellenden natürlich die Does and Don‘ts!

Johanna Brumberg: Nunja, ein überhasteter Anruf bei uns, der zwei Tage vor dem Stichtag eingeht, mit der Aussage, man sei gerade eben erst auf Freigeist aufmerksam geworden und möchte sich bewerben, ist sicher nicht ideal. Klar zu sagen ist: Ein Freigeist-Antrag benötigt in der Regel eine Vorbereitungszeit von etwa einem halben Jahr. Diese sollte man sich auch nehmen – und der nächste Stichtag im nächsten Herbst kommt bestimmt. Ein deutliches „Do“ sprechen wir ebenfalls dafür aus, mit uns möglichst früh Kontakt aufzunehmen, um die notwendigen formalen Antragsvoraussetzungen zu besprechen. Auch bieten wir an, uns eine kurze Darstellung des geplanten Projektes zuzuschicken, aus dem hervorgeht, warum es zu Freigeist passen könnte. So können wir uns einen ersten Eindruck verschaffen und eine grobe Einschätzung vermitteln, ob uns das Projekt für eine Freigeist-Bewerbung geeignet  erscheint. Aber auch für dieses erste Feedback lohnt sich eine frühzeitige Kontaktaufnahme mit Oliver Grewe und mir.

Dr. Johanna Brumberg und Dr. Oliver Grewe betreuen als Förderreferenten die Initiative Freigeist-Fellowships. (Foto: Daniel Kunzfeld für VolkswagenStiftung)
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Wie genau läuft denn dieser fachliche Begutachtungsprozess bei den Fellowships ab?

Johanna Brumberg: Die Freigeist-Auswahl erfolgt durch einen Begutachtungsprozess, in dem wir internationale Gutachter aus ganz unterschiedlichen Disziplinen zusammen bringen. Es findet also keine Begutachtung innerhalb eines Faches statt, sondern es werden immer verschiedene fachliche Perspektiven zu einem Antrag eingeholt.

Oliver Grewe: Bei unserem Begutachtungsprozess greifen drei Hauptkriterien: Zum einen die wissenschaftliche Qualität. Zum zweiten die Innovationskraft der Projekteidee, also das Ungewöhnliche. Und zum dritten ist es die Passgenauigkeit von Antragsteller(in) und Projekt in das Freigeistprogramm.

Johanna Brumberg: Nach einer Vorauswahl entlang dieser drei Kriterien laden wir die aussichtsreichsten Kandidatinnen und Kandidaten zu uns nach Hannover ein. Sie bekommen die Möglichkeit, ihr Projekt und ihre Forschungsidee persönlich vor dem Gutachtergremium zu präsentieren und anschließend ihr Vorhaben ausführlich mit den Gutachterinnen und Gutachtern zu diskutieren.

Oliver Grewe: Bei dieser Präsentation muss die Wissenschaftlerin bzw. der Wissenschaftler zeigen, dass sie oder er das Projekt mit all seinen Unwägbarkeiten und Risiken durchdacht hat. Das ist für uns Ausdruck der Eigenständigkeit der Wissenschaftlerin, des Wissenschaftlers. Denn nur dann kann man die Fragen der Gutachterinnen und Gutachter beantworten, nur dann kann man das Projekt gut präsentieren. Die Begutachtung selbst ist keine gute Möglichkeit, um auszuprobieren, ob das Freigeist-Programm für einen passt, denn hier stellt man sich ausgewiesenen Experten. Wer aber in diesem Verfahren besteht, ist ein wahrer Freigeist in unserem Sinne.

Teil I des Interviews: "Freigeist-Fellows agieren nicht im Forschungs-Mainstream" – Die Referenten der Initiative im Interview

Mehr Informationen

Der nächste Stichtag für eine Bewerbung auf ein Freigeist-Fellowship ist der 10. Oktober 2019. Hier finden Sie alle Informationen zur Förderinitiative Freigeist-Fellowships.

 

 

Dr. Johanna Brumberg betreut für die Freigeist-Fellowships die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften, Dr. Oliver Grewe ist für die Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie Medizin verantwortlich. (Foto: Daniel Kunzfeld für VolkswagenStiftung)