Auswirkungen von Kriegen und Konflikten auf das Wertesystem
Gewalt, Trauma, Erinnerungskultur: Stiftung fördert Forschung von Prof. Dr. Stefan Voigt über die Auswirkungen der aktuellen Entwicklungen in der arabischen Welt.
Im Zuge des sogenannten Arabischen Frühlings hat sich in vielen Ländern der MENA-Region (Middle East and North Africa) die politische und soziale Situation dramatisch gewandelt. Als Reaktion auf die gesellschaftlichen Umbrüche hat die VolkswagenStiftung die Ausschreibung "Gewalterfahrung, Traumabewältigung und Erinnerungskultur – kooperative Forschungsvorhaben im arabischen Raum" ins Leben gerufen – Stichtag war der 10. September 2015. Sie nimmt die jüngsten Transformationsprozesse in der arabischen Welt in den Blick. Besonderes Augenmerk sollte bei den Anträgen auf die Auswirkungen dieser Prozesse sowohl auf die Menschen als auch auf die Region insgesamt gelegt werden.
Prof. Dr. Stefan Voigt von der Universität Hamburg konnte sich mit seinem Forschungsvorhaben "Violence, Flight and Socio-Economic Behavior: A Field Study among Syrian Refugees in Three Asylum Countries" bei der Begutachtung durchsetzen. Gemeinsam mit seinem Projektpartner Prof. Dr. Mazen Hassan von der Cairo University in Gizeh (Ägypten) stellt er darin den Einfluss der Flucht bzw. von Fluchterfahrungen auf Individuen, Familien und die Gesellschaft in den Fokus: Bedrohungssituationen, die Trennung von der eigenen Familie, extreme Gefahrensituationen und schließlich der unsichere Verbleib sind einschneidende traumatische Erlebnisse. Die Betroffenen können sie als Schocks wahrnehmen, die sich möglicherweise langfristig auf Ansichten, Präferenzen und das Sozialverhalten eines Menschen auswirken. Die Forscher untersuchen in den kommenden drei Jahren beispielsweise, ob die Erlebnisse die Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit der Geflüchteten beeinflussen. In Feldexperimenten mit Flüchtlingen in Ägypten, Jordanien und Deutschland gehen sie dieser Frage sowie dem Zusammenhang zwischen traumatischen Erlebnissen und dem Wertesystem nach.
Hintergrund der Ausschreibungen zum "Arabischen Raum"
Bereits seit 2011 engagiert sich die VolkswagenStiftung mit Ausschreibungen wie "Staat, Gesellschaft und Wirtschaft im Wandel – multilateral-kooperative Forschungsvorhaben im arabischen Raum" in der Forschungsförderung zu den zivilgesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Prozessen in der MENA-Region (Middle East and North Africa). Neben der Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses liegt bei den Förderaktivitäten der Stiftung in diesem Kontext stets ein Augenmerk auf der Netzwerkbildung – sowohl intra-regional als auch international. Hier knüpft auch die jüngste Ausschreibung mit dem Schwerpunkt auf Trauma- und Gewaltforschung sowie Erinnerungskultur an.