Academic Freedom Index: Wissenschaftsfreiheit in 22 Ländern rückläufig
In 22 von 179 Ländern hat sich die Wissenschaftsfreiheit seit 2012 signifikant verschlechtert. Das dokumentiert der Academic Freedom Index 2023, den die VolkswagenStiftung fördert.
Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Ländern, in denen die Wissenschaftsfreiheit seit 2012 stark zurückgegangen ist. Betroffen sind Autokratien genauso wie Demokratien - insgesamt 22 von 179 bewerteten Ländern. In 152 Ländern stagniert der Grad der Wissenschaftsfreiheit, in der Regel aber auf einem zu niedrigen Niveau.
Dies sind Kernaussagen aus dem Academic Freedom Index 2023 (AFI), einem Kooperationsprojekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und dem V-Dem-Institut der Universität Göteborg in Schweden. "Aus der Perspektive eines durchschnittlichen Weltbürgers", so die Forschenden, "ist die Wissenschaftsfreiheit heute so schlecht geschützt wie zuletzt vor vier Jahrzehnten."
Einschätzungen von mehr als 2000 Landeskundigen
Der AFI liefert Daten zur Wissenschaftsfreiheit weltweit für den Zeitraum 1900 bis 2022. Die systematische Erhebung stützt sich auf Einschätzungen von 2197 Länderexpert:innen aus der ganzen Welt. Dies sind in der Regel Akademiker:innen, die entweder in dem Land leben, das sie kodieren, oder ausgewiesene wissenschaftliche Länderexpertise haben. Die einzelnen Bewertungen (318.219 Beobachtungspunkte) werden mithilfe eines statistischen Modells aggregiert, das vom V-Dem-Institut an der Universität Göteborg für einen größeren Demokratiedatensatz entwickelt wurde. Die VolkswagenStiftung fördert die Erstellung und wissenschaftliche Auswertung der Index-Daten seit 2021.
Der AFI setzt sich aus fünf Indikatoren zusammen. Jeder Indikator erfasst dabei eine andere Dimension der Wissenschaftsfreiheit:
- Freiheit der Forschung und Lehre,
- Freiheit des akademischen Austauschs und der Wissenschaftskommunikation,
- institutionelle Autonomie,
- Campus-Integrität,
- akademische und kulturelle Ausdrucksfreiheit.
In Fallbeispielen widmen sich die Forschenden je zwei Ländern mit autokratischen Regimes (Indien und China) sowie zwei Demokratien (Mexiko und USA).
Open Access und interaktive Weltkarte
Die detaillierten Daten, aus denen sich der AFI 1900-2022 zusammensetzt, sind zur freien Verfügung online abrufbar. Unter https://academic-freedom-index.net kann eine neue, interaktive Website aufgerufen werden. Dort stehen Visualisierungstools sowie weitere Informationen zum Projekt zur Verfügung. Der Index kann von Wissenschaftler:innen für weiterführende Forschung genutzt werden, aber auch von Universitätsleitungen, Forschungsförderern, politischen Entscheidungsträger:innen sowie Studierenden.