
FAU/VDem
Academic Freedom Index 2025: Wissenschaftsfreiheit in 34 Ländern gesunken
#Internationales #DemokratieDer zunehmende Einfluss antipluralistischer Parteien geht oft mit einer geringeren Wissenschaftsfreiheit im jeweiligen Land einher. Dies ist eines der Ergebnisse des aktuellen Academic Freedom Index (AFI). Er umfasst 179 Länder weltweit.
Der Academic Freedom Index gibt einen Überblick über den Stand der akademischen Freiheit in der Welt. Im Update 2025 identifiziert er 34 Länder und Gebiete, in denen die akademische Freiheit im Vergleich zu vor zehn Jahren statistisch signifikant und substanziell zurückgegangen ist. Nur acht Länder konnten eine Zunahme der akademischen Freiheit verzeichnen.
Rückgang der Wissenschaftsfreiheit in 34 Ländern
Zu den Ländern, in denen der Rückgang der Wissenschaftsfreiheit statistisch und substanziell signifikant war, gehören mehrere Demokratien, wie beispielsweise Argentinien, Finnland, Griechenland, Israel, Portugal und die Vereinigten Staaten. Auch in Österreich und Deutschland war der Rückgang der akademischen Freiheit messbar, in beiden Fällen aber bleibt der Rückgang gering und ist noch nicht substanziell signifikant, so die Autorinnen und Autoren des Berichts.
Obwohl die Wissenschaftsfreiheit in Demokratien nach wie vor deutlich besser geschützt ist als in Autokratien, verdeutlichen diese Beispiele, dass die Wissenschaftsfreiheit auch in Demokratien unter Druck geraten kann. Daher konzentriert sich der diesjährige Bericht zum Academic Freedom Index auf Länder, in denen mehrere Parteien zur Wahl zugelassen sind.

Wissenschaftsfreiheit im Jahr 2024 (0-1, niedrig bis hoch). Daten: V-Dem V-15. (Bild: FAU/VDem)
Wahlerfolg antipluralistischer Parteien als Faktor: Spotlight Argentinien, Polen und USA
Der Bericht weist auch auf den Wahlerfolg pluralismusfeindlicher Parteien als mögliche Ursache für den Rückgang der akademischen Freiheit hin. Anhand von Daten aus einem Zeitraum von 50 Jahren zeigt er auf, dass die akademische Freiheit in Gefahr ist, wenn pluralismusfeindliche Parteien an die Regierung kommen. Um dieses Phänomen näher zu untersuchen, behandelt der diesjährige Bericht drei anschauliche Fälle: Argentinien, Polen und die Vereinigten Staaten.
In allen drei Ländern nutzten antipluralistische Politiker mit Regierungsverantwortung auf nationaler oder bundesstaatlicher Ebene ganz ähnliche Methoden, um mehr Kontrolle über die Wissenschaft zu erlangen, insbesondere durch die Einschränkung der institutionellen Autonomie oder der Freiheit der Lehre sowie durch das Streichen von Finanzierung für Forschung, die der jeweiligen politischen Vision widerspricht.
Einen besonders bemerkenswerten Rückgang verzeichnet Argentinien, wo der AFI-Wert innerhalb eines Jahres von einem sehr hohen Wert von 0,97 auf nur noch 0,69 sank (auf einer Skala von 0 bis 1, niedrig bis hoch).
Der Fall Polen hingegen zeigt, dass der Rückgang der Wissenschaftsfreiheit auch gestoppt werden kann, wenn antipluralistische Parteien die Macht verlieren. Polen erreichte 2014, also vor den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 2015, einen sehr hohen AFI-Wert von 0,98. Im Jahr 2022 war das Land dann mit einem AFI-Wert von 0,73 auf einem Tiefpunkt angekommen. Nach den Parlamentswahlen 2023 erholte sich die Wissenschaftsfreiheit im Land jedoch wieder und erreichte nun einen Wert von 0,87 auf der AFI-Skala.
Open Access und Visualisierung
Die für das AFI-Update 2025 verwendeten Daten sind für weitere Studien frei zugänglich. Auf der Website des Academic Freedom Index gibt es eine interaktive Visualisierung der Daten, Länderprofile und weiterführende Informationen zum Indexprojekt, der Bericht selbst ist auf der Webseite des AFI als PDF verfügbar. Interessierten stehen außerdem benutzerfreundliche Grafiktools zur Verfügung. Diese können von Forschenden, Studierenden oder politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern genutzt werden.