25 Mio. Euro für niedersächsische Forschung
Niedersächsischen Hochschulen wurden mit dem Beschluss des Kuratoriums der VolkswagenStiftung vom 24. Juni 2016 rund 25 Mio. Euro aus dem "Niedersächsischen Vorab" bewilligt.
Auf Vorschlag des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur gehen die Gelder aus dem aktuellen Beschluss des Kuratoriums der Stiftung vor allem an Forschungsverbünde und -schwerpunkte. Je zur Hälfte fließt das Geld in neue und bereits laufende Projekte. Die Gelder verteilen sich wie folgt auf die vier Förderlinien: Für "Forschungsverbünde und -schwerpunkte" fließen rund 8,5 Mio. Euro in neue Projekte. Dazu zählen beispielsweise die Einrichtung eines Forschungsverbundes an der Universitätsmedizin Göttingen, der untersuchen will, wie Pankreaskarzinome entstehen. Zudem soll ein Schwerpunkt an der Hochschule Osnabrück etabliert werden, um innovative Materialien und Werkstofftechnologien zu erforschen. Darüber hinaus wurden Mittel vergeben, um vier Hochschulen (Medizinische Hochschule Hannover, Tierärztliche Hochschule Hannover, Leuphana Universität Lüneburg, Universität Oldenburg) weiter im nationalen und internationalen Wettbewerb zu stärken.
Die Neubewilligungssumme für "Neue Forschungsgebiete" liegt bei 3 Mio. Euro. Darüber hinaus fließen rund 2,4 Mio. Euro in Vorhaben, die bereits früher bewilligt wurden. Die Gelder gehen unter anderem in die Stärkung der niedersächsischen Energieforschungslandschaft sowie an das XLAB, das Göttinger Experimentallabor für junge Menschen.
In der Linie "Holen und Halten" werden rund 1,7 Mio. Euro aufgewendet. Für bereits laufende "Programme und Ausschreibungen" stehen mit der heutigen Entscheidung rund 10 Mio. Euro zusätzlich bereit.
Die Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Gabriele Heinen-Kljajić, betont: "Dank umsichtiger Planung können wir auch in schwierigen Zeiten für das Niedersächsische Vorab in Zukunftsfelder investieren. Vorhaben aus der Medizin bilden dabei einen Schwerpunkt. Und über das XLAB sprechen wir schon heute die Forscher von morgen an."
Und Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, ergänzt: "Mit der Förderung von Forschungsverbünden und Standortkonzepten tragen wir nachhaltig zur Profilschärfung und internationalen Sichtbarkeit der niedersächsischen Hochschulen bei. Das ist ein wichtiges Zeichen für die leistungsfähigsten Forscherinnen und Forscher hierzulande."
Exemplarisch werden im Folgenden drei der bewilligten Projekte näher beschrieben:
Universitätsmedizin Göttingen: Etablierung eines Forschungsverbundes zur Untersuchung molekularer Mechanismen der Entstehung und Progression des Pankreaskarzinoms (1,25 Mio. Euro)
Das sog. duktale Pankreasadenokarzinom ist ein Tumor der Bauchspeicheldrüse und die vierthäufigste Krebstodesursache bei Männern und Frauen in Deutschland. Die Diagnose dieser Erkrankung ist jedoch schwierig, da sich Symptome meist erst zeigen, wenn auch benachbarte Bereiche im Körper befallen sind – bei 80 Prozent der Patienten bestehen zu diesem Zeitpunkt bereits Metastasen. Neben fehlenden charakteristischen Symptomen der Krebserkrankung gibt es bisher keine bildgebende oder laborchemische Untersuchung, die zu vermehrten Diagnosen in frühen und damit noch kurativen Stadien der Erkrankung beitragen kann. Da Prognosen zufolge die Anzahl der Erkrankenden steigt, sind weitere molekulare Forschungsansätze auf diesem Gebiet notwendig. Innerhalb des Projekts wollen die Kooperationspartner sich speziell der Grundlagenforschung widmen, die das Potenzial hat, aus den Erkenntnissen innovative Therapiekonzepte zu entwickeln. Beteiligt sind neben der Universitätsmedizin Göttingen auch das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (Bonn), das Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin sowie das Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie (beide Göttingen).
Medizinische Hochschule Hannover, Tierärztliche Hochschule Hannover, Leuphana Universität Lüneburg, Universität Oldenburg: Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit niedersächsischer Hochschulstandorte (4 Mio. Euro)
Damit sie im nationalen und internationalen Wettbewerb bestehen können, sollen die Profile verschiedener niedersächsischer Hochschulstandorte geschärft werden:
- Der Medizinischen Hochschule Hannover wurden Mittel bewilligt, um den Verbund "Biofabrication for Nife" zu stärken. Dieser erforscht die Entwicklung von sog. Gewebe- und Festkörper-Implantaten, die sich an die individuellen Bedürfnisse von Patienten anpassen lassen und zu weniger Infektionen bei Transplantationen führen sollen.
- Die Tierärztliche Hochschule Hannover erhält Gelder für das "Niedersachsen-Research Network on Neuroinfectiology", um die Erforschung neuer Strategien für Diagnose, Verhütung und Bekämpfung neurologischer Erkrankungen zu unterstützen.
- An die Leuphana Universität Lüneburg gehen Mittel für den Ausbau des "Centre for Digital Cultures" und des "Digital Cultures Research Lab", die sich der Erforschung digitaler Kulturen sowie dem Wandel widmen, der durch die fortschreitende Digitalisierung in nahezu allen Lebensbereichen stattfindet.
- Das "Interdisciplinary Research Center for Critical Systems Engineering for Socio-Technical Systems" der Universität Oldenburg erhält Mittel für die Stärkung seiner Forschung an sicherheitskritischen Systemen, insbesondere im Verkehrsbereich und an der Schnittstelle zwischen Mensch und Computer.
XLAB – Göttinger Experimentallabor für junge Menschen (1 Mio. Euro)
Um mehr junge Menschen für Studiengänge in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) zu interessieren, wendet sich das Angebot des XLAB an Schüler(innen) und Lehrer(innen) und geht über die rein schulische Wissensvermittlung hinaus. Am XLAB sollen nun die Unterrichtsräume und Lehrlabore ausgeweitet und es soll eine Begegnungsstätte für den Austausch mit Wissenschaftler(inne)n geschaffen werden. Zudem wollen im Rahmen des Göttingen Campus die Kooperationspartner (die Universität Göttingen, das Deutsche Primatenzentrum sowie die Max-Planck-Institute) ihre Aktivitäten bündeln, unterstützt durch den Bund, die Max-Planck-Gesellschaft sowie das Niedersächsische Vorab.
Hintergrund Niedersächsisches Vorab
Nach § 8 Abs. 2 der Satzung der VolkswagenStiftung setzt sich das "Vorab" aus drei Teilen zusammen: Es umfasst zum einen den Gegenwert der jährlichen Dividende auf nominal 77,3 Millionen Euro VW-Aktien, der der VolkswagenStiftung aus der Beteiligung des Landes Niedersachsen an der Volkswagen Aktiengesellschaft zusteht, ferner den Ertrag aus der Anlage von 35,8 Millionen Euro aus einem Vertrag mit dem Land Niedersachsen von 1987 sowie zehn Prozent der übrigen zur Verfügung stehenden Fördermittel.