115 Mio. Euro Fördermittel für Ausschreibungen und Projekte in Niedersachsen bewilligt
Im Niedersächsischen Vorab hat das Kuratorium der VolkswagenStiftung rund 115 Mio. Euro bewilligt. Die Mittel fließen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen, allein 63 Mio. Euro stehen für neue Programme und Ausschreibungen zur Verfügung.
In der Förderlinie "Forschungsverbünde und Schwerpunkte" fließen 8,3 Mio. Euro in neue Projekte, weitere 11 Mio. Euro in bereits laufende Vorhaben. Unter den neuen Projekten ist beispielsweise ein Forschungsverbund unter Federführung der Universität Hildesheim, der sich der Migrationsforschung widmet (Details zum Projekt s. u.).
In der Förderlinie "Neue und sich entwickelnde Forschungsgebiete" stehen 16 Mio. Euro zur Verfügung. Zu den neu bewilligten Projekten zählt die Einrichtung einer Nachwuchsgruppe an der Universität Osnabrück zum Thema "Die wissenschaftliche Produktion von Wissen über Migration" (Details zum Vorhaben s. u.).
Die meisten Mittel wurden für die Linie "Programme und Ausschreibungen" bewilligt: 63 Mio. Euro für neue und 12,9 Mio. Euro für bereits laufende Vorhaben. Zu den neuen Ausschreibungen zählt die Förderung von "Big Data in den Lebenswissenschaften der Zukunft" sowie von digitalen Geisteswissenschaften (Details zu allen fünf neuen Ausschreibungen s. u.).
Für "Holen & Halten", den Bereich, in dem Berufungs- und Bleibeverhandlungen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von besonderer Bedeutung unterstützt werden, stehen 3,5 Mio. Euro zur Verfügung.
Beispielhaft werden im Folgenden acht Bewilligungen vorgestellt:
Forschungsverbund SOLDISK: Solidaritätsdiskurse in Krisen – Analyse und Erklärung von Solidaritätsvorstellungen in Migrationskontexten, Universität Hildesheim (rd. 760.000 Euro)
Ausnahmesituationen, die durch die Wirtschafts- und Finanzkrisen, den Brexit, aber auch durch die verstärkte Zuwanderung von Geflüchteten sowie die Armutsmigration von EU-Bürgern bedingt sind, stellen die Solidarität innerhalb der Gesellschaft auf die Probe. Welche individuellen Vorstellungen die politischen Entscheidungsträger, aber auch die sozialen Akteure von Solidarität haben, ist der Kern der Analyse dieses Forschungsvorhabens. Darin soll den Fragen nachgegangen werden, ob sich in der Kommunikation über die Zuwanderung und Migration von Armutsflüchtlingen auf politischer, sozialer und individueller Ebene Muster erkennen lassen, die entweder auf Solidarisierung oder Entsolidarisierung hinweisen oder ob die Solidaritätsdiskurse vielfältiger werden. Zudem wird untersucht, wie belastbar das Solidargefüge ist und wie eine Kommunikationsstrategie aussehen könnte, die Entsolidarisierungseffekte verringert.
Vorbereitung eines Sonderforschungsbereiches/Transregios zur Erforschung des Krankenhauskeims Clostridium difficile; TU Braunschweig, Medizinische Hochschule Hannover, Universität Göttingen, Universitätsmedizin Göttingen, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Leibniz-Institut Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (940.000 Euro)
Das Darmbakterium Clostridium difficile löst lebensbedrohliche Erkrankungen aus – von Durchfall bis zu schweren Entzündungen. Seit 2013 besteht ein Forschungskonsortium zu diesem Darmkeim, mit Arbeitsgruppen in Braunschweig, Hannover, Greifswald und Göttingen. Ihre bisherigen Erkenntnisse sind Grundlage für den Aufbau eines Sonderforschungsbereiches/Transregios, in dem in drei Projektbereichen die Anpassung des Bakteriums während der Infektion, die Wirkung der durch den Erreger gebildeten Gifte auf die menschlichen Zellen sowie das Zusammenspiel von Bakterium und dem Mikrobiom des Darms (der Gesamtheit aller Bakterien im Darm) untersucht werden sollen.
Einrichtung einer Nachwuchsgruppe "Die wissenschaftliche Produktion von Wissen"; Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien, Universität Osnabrück (1,5 Mio. Euro)
Die Nachwuchsgruppe fokussiert auf die Migrationsforschung in Deutschland und dient dem Erkenntnisgewinn in verschiedenen Bereichen: Zum einen werden Aspekte der Institutionalisierung in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung untersucht, die Bedeutung von wissenschaftlichen Netzwerken analysiert und Konjunkturen wissenschaftlicher Konzepte beleuchtet; zum anderen soll die Wechselwirkung von öffentlicher Debatte und wissenschaftlicher Arbeit beforscht werden. Ziel des Vorhabens ist es, Perspektiven einer reflexiven Migrationsforschung zu erhalten.
Ausschreibung "Big Data in den Lebenswissenschaften der Zukunft": Chancen datenintensiver Forschung und personalisierter Medizin" (25 Mio. Euro verfügbar)
Die fortschreitende Digitalisierung in den Lebenswissenschaften führt dazu, dass sich neue Chancen für den Erkenntnisgewinn bieten und sich die dynamischen Prozesse des Lebens mithilfe mathematischer Modelle beschreiben lassen. Die Weiterentwicklung von Computertechnologien, die Nutzung von großen Datenmengen oder auch der Einsatz künstlicher Intelligenz bergen enorme Potenziale, die sich nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Praxis wie bspw. in der Medizin entscheidend auf das Leben und die Gesundheit der Menschen auswirken können. Die Ausschreibung richtet sich an Forschende, die diese Möglichkeiten erkannt haben und nutzen wollen – sei es in der Biologie, Pharmazie, Medizin, in den Ernährungswissenschaften oder den transdisziplinären Forschungsfeldern wie Biomedizin, Bio- und Medizininformatik, Molekularbiologie u.v.a.. Gefördert werden sollen Projektteams mit bis zu 1,2 Mio. Euro pro Antrag. Hier finden Sie detaillierte Infos zur Ausschreibung.
Ausschreibung "Geisteswissenschaften – Digital" (8 Mio. Euro verfügbar)
Digitale Methoden haben unter dem Stichwort "Digital Humanities" längst auch in den Geisteswissenschaften Einzug gehalten. So lässt sich beispielsweise Kulturgut aus Archiven und Bibliotheken durch digitale Verfahren schnell und kostengünstig aufbereiten und für die Wissenschaft weltweit zugänglich und nutzbar machen. Für die neue Ausschreibung können sich Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler – gerne in enger Zusammenarbeit mit der Informatik – um bis zu 500.000 Euro für Forschungsprojekte mit einer Laufzeit von drei Jahren bewerben. Detaillierte Infos zur Ausschreibung folgen demnächst auf den Homepages von VolkswagenStiftung und MWK.
Ausschreibung "Strukturelle Unterstützung des Wissenschafts- und Technologietransfers (WTT) an niedersächsischen Hochschulstandorten" (15 Mio. Euro verfügbar)
Wissenschaft dient neben dem reinen Erkenntnisgewinn dazu, Lösungen für gesellschaftliche Fragestellungen zu erarbeiten, die Gesellschaft weiterzuentwickeln und die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Daher soll die Ausschreibung die strukturellen Rahmenbedingungen und Unterstützungsleistungen für den Wissens- und Technologietransfer an niedersächsischen Hochschulen verbessern. Die Fördermittel sollen für den Ausbau zusätzlicher Maßnahmen und Strukturen an einzelnen Einrichtungen sowie einrichtungsübergreifend an einem Standort eingesetzt werden. Verbünde aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen können für die Umsetzung ihrer Konzepte bis zu 500.000 Euro pro Jahr über bis zu fünf Jahre beantragen. Detaillierte Infos zur Ausschreibung folgen in Kürze auf der Homepage des MWK.
Niedersächsisches Promotionsprogramm (10 Mio. Euro verfügbar)
Bei dieser Neuausschreibung des Niedersächsischen Promotionsprogramms soll eine Weiterentwicklung erfolgen, um zum einen den inhaltlichen Schwerpunkt auf das zukunftsweisende Thema digitale Transformation zu legen. Zum anderen wird die Kooperation mit einer niedersächsischen Fachhochschule verbindlich sein und die Hochschulen sollen ihre überfachlichen Qualifizierungsangebote ergänzen. Die Programme sollen die bestmögliche Betreuung der Promovierenden ermöglichen, die internationale Kompatibilität und Vernetzung der Nachwuchsausbildung stärken und der Vermittlung inter- und transdisziplinärer Kompetenzen dienen. Detaillierte Infos zur Ausschreibung folgen in Kürze auf der Homepage des MWK.
Programm "Professorinnen für Niedersachsen" (7 Mio. Euro verfügbar)
Im "Wettbewerb um die besten Köpfe" und für die Stärkung des Wissenschaftsstandortes Niedersachsen dient das Programm "Professorinnen für Niedersachsen" dem gesamten Bundesland. Hochschulen können bis zu 100.000 Euro pro Jahr an zusätzlichen Mitteln beantragen, die bspw. für eine volle Stelle genutzt werden, sowie bis zu 40.000 Euro pro Jahr an Sachmitteln – beides über eine Laufzeit von drei Jahren. Dadurch sollen Berufungsverhandlungen unterstützt werden. Detaillierte Infos zum Programm folgen in Kürze auf der Homepage des MWK.
Niedersächsisches Vorab
Nach § 8 Abs. 2 der Satzung der VolkswagenStiftung setzt sich das "Vorab" aus drei Teilen zusammen: Es umfasst zum einen den Gegenwert der jährlichen Dividende auf nominal 77,3 Millionen Euro VW-Aktien, der der VolkswagenStiftung aus der Beteiligung des Landes Niedersachsen an der Volkswagen Aktiengesellschaft zusteht, ferner den Ertrag aus der Anlage von 35,8 Millionen Euro aus einem Vertrag mit dem Land Niedersachsen von 1987 sowie zehn Prozent der übrigen zur Verfügung stehenden Fördermittel.