Forschung an Neuromorphic Computing könnte zu einer neuen Generation von Computern führen. Hanna Denecke und Franz Dettenwanger erklären, worauf unser neues Förderangebot abzielt und wer sich bewerben kann.
Interview

NEXT – Neuromorphic Computing: Interview zur Ausschreibung

Gesa Jones

Forschung an "Neuromorphic Computing" könnte zu einer neuen Generation von Computern führen. Hanna Denecke und Franz Dettenwanger erklären, worauf unser neues Förderangebot abzielt und wer sich bewerben kann.

Worum geht es bei NEXT – Neuromorphic Computing?

Hanna Denecke: Unser Förderangebot "NEXT – Neuromorphic Computing" ist Teil des Förderdaches "NEXT" im Profilbereich Exploration. Mit "Next" widmen wir uns Themen und Forschungsansätzen, die ein hohes Maß an Erkenntnispotenzial und Zukunftsrelevanz aufweisen. Wir wollen damit einen Experimentierraum sowohl für die Wissenschaft als auch für die Stiftung schaffen.

Franz Dettenwanger: Eine der großen Fragen bei "NEXT – Neuromorphic Computing" lautet etwas pointiert formuliert: Welche Technologie kommt nach der Computer-Hardware wie wir sie im Moment kennen? Seit der Erfindung des Transistors wurde das Grundprinzip der Miniaturisierung verfolgt, das heißt, die Strukturen auf einem Computerchip wurden immer kleiner und die Packungsdichte an elektronischen Elementen damit immer größer. Das stößt in absehbarer Zeit aber schlichtweg an seine physikalischen Grenzen. Und einer von mehreren neuartigen Ansätzen für die nächste Generation von Computern ist das sogenannte "Neuromorphic Computing". Das Konzept beruht, kurz gesagt, auf der Entwicklung von Computern, die auf den Prinzipien des menschlichen Gehirns basieren und damit vergleichbar effizient  arbeiten.

Hanna Denecke: Bei unserem Werkstattgespräch zur Sondierung dieses Themenfelds ist deutlich geworden, dass es sich um ein sehr interdisziplinäres Themenfeld handelt, für dessen Weiterentwicklung neben der Informatik und Chiptechnologie auch die Materialwissenschaften und die Robotik bis hin zu den Neurowissenschaften und zur Systembiologie wichtige Beiträge liefern können. Hierfür gilt es, insbesondere das interdisziplinäre Zusammenwirken zu unterstützen und ein gemeinsames Grundverständnis über die wesentlichen Ziele herzustellen. In Deutschland bedarf die Forschung auf diesem Gebiet aus unserer Sicht durchaus noch eines kräftigen Anschubs, deshalb haben wir diese Ausschreibung konzipiert.

Dr. Franz Dettenwanger (links) und Dr. Hanna Denecke.

Dr. Franz Dettenwanger (links) und Dr. Hanna Denecke.

Was sollten interessierte Wissenschaftler:innen zur Ausschreibung wissen?

Franz Dettenwanger: Wir haben die Ausschreibung als einen zweistufigen Prozess konzipiert: Im Dezember 2022 wird es zunächst einen mehrtägigen Ideation Workshop geben. Es sollen dort Ideen für mögliche Forschungsprojekte entwickelt und diskutiert werden und im Idealfall bilden sich auch direkt Teams für die Bearbeitung dieser Projekte. Die Teilnehmer:innen bekommen anschließend in einem zweiten Schritt die Möglichkeit, Anträge für die Förderung von größeren Verbundprojekten einzureichen. Da wir bei diesen Projekten insbesondere einen Schwerpunkt auf interdisziplinäre Zusammenarbeit legen, soll der Workshop auch in einem hohen Maße dazu dienen, Forschende aus verschiedenen Forschungsfeldern zusammenzubringen und zu vernetzen. 

Wer kann sich für den Workshop bewerben? Ist eine Teilnahme am Workshop notwendig, um hinterher einen Antrag auf Förderung eines Forschungsprojekts einzureichen?

Franz Dettenwanger:
Wir haben die Zielgruppe bewusst auf jüngere Wissenschaftler:innen begrenzt, also Postdoktorand:innen/Juniorprofessor:innen, die das Forschungsfeld als Personen und mit ihren Ideen in den kommenden Jahren mitgestalten werden. Im Idealfall wird mit der Förderung durch die Stiftung und der Koordination eines größeren Verbundprojektes dann auch ein größerer Schritt für die jeweilige Karriereentwicklung verbunden sein. Die Teilnehmenden sollen im Verbund Projektideen vorschlagen, die auf dem Workshop entwickelt wurden. Sollte für ein Projekt noch weitere Expertise notwendig sein, ist es aber auch möglich, Forschende einzubeziehen, die nicht am Workshop teilgenommen haben.

Welche weiteren Pläne hat die Stiftung für das Themenfeld "Neuromorphic Computing"?

Franz Dettenwanger: Im April 2023 werden wir eine internationale Konferenz zum Thema „Neuromorphic, Natural and Physical Computing: Interdisciplinary Foundations“ im Tagungszentrum Schloss Herrenhausen unterstützen. Hier werden sich international führende Wissenschaftler:innen an drei Tagen treffen und zu den aktuellen Entwicklungen im Bereich alternativer Computing-Konzepte austauschen. 

Und was kommt als nächstes – what’s "NEXT"?

Hanna Denecke: Wir sind laufend auf der Suche nach neuen Themengebieten, die sich im Rahmen von NEXT für eine Förderung anbieten, also nach  unkonventionellen Grundlagenideen, bei denen auch das Risiko höher ist, dass das Thema nicht trägt. Wir ermutigen die wissenschaftliche Community explizit, etwas zu wagen und Ungewöhnliches anzugehen. Ideen zu solchen Themengebieten können die Wissenschaftler:innen auch online über unser "Ideenformular" einreichen.

Forscher mit Schutzbrille

NEXT – Neuromorphic Computing

Mit dieser Ausschreibung fördert die Stiftung die Vernetzung und Kooperation zwischen Wissenschaftler:innen aus den verschiedenen Forschungsbereichen, die sich mit "Neuromorphic Computing" und anderen neuen Ansätzen jenseits der herkömmlichen von-Neumann-Architektur beschäftigen.

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