Buchpreis Opus Primum für Sachbuch zu Technikfolgenabschätzung des CRISPR/Cas-Systems
Für die beste wissenschaftliche Nachwuchspublikation wird in diesem Jahr die Hamburger Wissenschaftlerin Annika Hardt ausgezeichnet. Ihr Erstlingswerk "Technikfolgenabschätzung des CRISPR/Cas-Systems" erhält den mit 10.000 Euro dotierten Opus Primum Förderpreis der VolkswagenStiftung. Der Preis wird am 20. November 2019 gemeinsam mit dem NDR Kultur Sachbuchpreis im Schloss Herrenhausen in Hannover verliehen.
Während in Deutschland und anderen Staaten noch über die Veränderung des Genoms menschlicher Keimzellen und Embryonen äußerst kontrovers diskutiert wird, kamen in China im November 2018 bereits die ersten geneditierten Zwillinge zur Welt. Welchen Folgen kann aber der Einsatz von Methoden wie CRISPR/Cas (landläufig auch als "Genschere" bezeichnet) zum gezielten Editieren des Erbguts beispielsweise eines Embryos haben – etwa mit Blick auf den Begriff der Menschenwürde? Annika Hardt setzt sich in ihrem nun mit dem Opus-Primum-Preis prämierten Werk "Die Technikfolgenabschätzung des CRISPR/Cas-Systems" mit komplexen Fragen der Bioethik auseinander: Sollte im Namen der Wissenschaft oder für medizinische Behandlungen alles erlaubt sein, was technisch möglich ist? Oder wirken im Gegenteil bestehende Regularien dem Fortschritt in Medizin und Technik entgegen? Und wer trägt eigentlich die moralische, wer die ethische Verantwortung für die Folgen des Fortschritts bei Genomeditierungen und ihres Einsatzes als therapeutisches Mittel?
Hardt beginnt ihr im Januar 2019 erschienenes Buch mit einer Einführung in biologische Grundlagen, illustriert anschließend den aktuellen Sachstand der Thematik, skizziert Konfrontationen und Auseinandersetzungen mit grundlegenden Fragen und endet schließlich in einem facettenreichen und interdisziplinären Feld von Begründungsmustern. Ihre gut lesbare Publikation zeugt von hoher wissenschaftlicher Qualität und macht die komplexe Thematik auch einem breiten Publikum verständlich. Daher hat die Jury des Opus Primum Förderpreises das Werk von Annika Hardt als Siegertitel 2019 ausgewählt. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro geht an die Autorin und ist zur ihrer eigenen Weiterbildung im Forschungsfeld, dem Besuch von wissenschaftlichen Konferenzen oder für weitere Forschungsvorhaben gedacht.
Aus der Begründung der Jury
Annika Hardt legt mit "Die Technikfolgenabschätzung des CRISPR/Cas-Systems" eine gründliche Auseinandersetzung mit den einschlägigen Argumenten bioethischer Kontroversen um mögliche Veränderungen des Genoms menschlicher Keimzellen vor. Die unterschiedlichen Positionen betrachtet sie kritisch distanziert und hinterfragt klug sowohl individuelle als auch ethische und soziale Implikationen. Hardt erklärt den Leserinnen und Lesern ein sehr komplexes Thema sorgfältig und umfassend. Sie setzt sich kundig und reflektiert mit naturwissenschaftlichen, medizinischen, rechtlichen, ethischen und sozialpolitischen Aspekten der Kontroversen um Keimbahneingriffe auseinander.
Hintergrundmaterial für Medienvertreterinnen und -vertreter
Ein Interview mit Annika Hardt zu ihrem Buch sowie ihren Recherchen dazu steht Medienvertreterinnen und -vertretern zur freien Verwendung kostenlos zur Verfügung.
Biografische Daten
Annika Hardt (Jg. 1986) ist Medizinerin und arbeitet in der Forschungsgruppe "Ethik in der Informationstechnologie" an der Universität Hamburg. Als Doktorandin war sie unter anderem im Fachbereich der Klinik für Stammzelltransplantation sowie beim Forschungsschwerpunkt "Biotechnik, Gesellschaft und Umwelt" der Uni Hamburg tätig. Aktuell schließt sie das Studium der Humanmedizin am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf ab und strebt an, sich als Assistenzärztin im Fachbereich der (Radio)Onkologie weiterzubilden und wissenschaftlich zu engagieren.
Bibliografische Angabe
"Technikfolgenabschätzung des CRISPR/Cas-Systems. Über die Anwendung in der menschlichen Keimbahn", Annika Hardt; De Gruyter; 312 Seiten, 49,95 Euro
Medieneinladung zur Preisverleihung
Der Förderpreis Opus Primum der VolkswagenStiftung wird am Mittwoch, dem 20. November 2019, um 19 Uhr im Schloss Herrenhausen in Hannover verliehen, gemeinsam mit dem NDR Kultur Sachbuchpreis an Robert Macfarlane für "Im Unterland. Eine Entdeckungsreise in die Welt unter der Erde". Medienvertreterinnen und -vertreter sind herzlich eingeladen, an der festlichen Veranstaltung teilzunehmen. Eine Anmeldung per E-Mail wird erbeten an presse@volkswagenstiftung.de.
Hintergrundinformationen zum Förderpreis Opus Primum
Mit dem Förderpreis Opus Primum möchte die VolkswagenStiftung den wissenschaftlichen Nachwuchs stärken und hervorheben, dass Wissenschaftsvermittlung für die deutsche Forschung eine zentrale Aufgabe ist. Die Auszeichnung wird seit 2011 jährlich für eine deutschsprachige Publikation von hoher wissenschaftlicher Qualität vergeben, die gut lesbar geschrieben und auch einem breiteren Publikum verständlich ist.
Link zu den bisherigen Gewinnerinnen und Gewinner des Förderpreises Opus Primum.
Die Jury von Opus Primum
Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, Hannover (Vorsitz); Dr. Jutta von Campenhausen, Wissenschaftsjournalistin und Autorin, Hamburg; Dr. Claudia Christophersen, Redaktion Kulturmagazine, NDR Kultur; Prof. Dr. Claudia Schnurmann, Professorin für Nordamerikanische, karibische und atlantische Geschichte der Neuzeit, Universität Hamburg; Christian Schwägerl, Wissenschaftsjournalist und Autor, Berlin; Prof. Dr. Caja Thimm, Professorin für Medienwissenschaft und Intermedialität, Universität Bonn; Prof. Dr. Christina Wessely, Professorin für Kulturgeschichte des Wissens, Leuphana Universität Lüneburg
Weitere Informationen zum Förderpreis Opus Primum der VolkswagenStiftung.