Die Rolle der Arbeit bei der Entwicklung von Zivilisationskrankheiten
Der Arbeitspsychologe Hannes Zacher von der Universität Leipzig und sein Team werden von der VolkswagenStiftung im Rahmen der Initiative "Momentum – Förderung für Erstberufene" unterstützt.
Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Arbeit und der Entwicklung von Zivilisationskrankheiten wie Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen? Diese Frage wollen der Arbeitspsychologe Prof. Dr. Hannes Zacher vom Institut für Psychologie der Universität Leipzig und sein Team interdisziplinär untersuchen.
Bisher habe die Arbeits- und Organisationspsychologie diese Problematik stark vernachlässigt, so Zacher. "Psychologische Theorien und Methoden - insbesondere solche, die sich auf die Arbeit konzentrieren – werden derzeit im Hinblick auf das Verständnis von Zivilisationskrankheiten als zentraler gesellschaftlicher Herausforderung nicht ausreichend genutzt", so der Wissenschaftler. Die Senkung der vorzeitigen Sterblichkeit aufgrund von Zivilisationskrankheiten um ein Drittel bis 2030 durch Prävention und Behandlung sei eines der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Das von ihm beantragte Entwicklungsprogramm solle einen Beitrag zur Bewältigung dieser großen gesellschaftlichen Herausforderung leisten.
Zacher verfolgt mit seinem Konzept einen transdisziplinären und mehrdimensionalen Ansatz, der Forschung, Lehre und Transfer integriert. Im Rahmen einer auf sechs Jahre angelegten "Momentum"-Förderung durch die VolkswagenStiftung will er fünf Ziele erreichen. Zunächst wird er Theorien entwickeln, um Zusammenhänge zwischen dem Arbeitskontext und gesundheitsbezogenen Erfahrungen, Verhaltensweisen und Ergebnissen besser zu verstehen. Zweitens möchte er empirische Studien durchführen, die diese Zusammenhänge untersuchen. Drittens wird Zacher mehrere Neuerungen in sein Lehrprogramm aufnehmen, wie beispielsweise "Flipped Classroom"- Methoden, um die wichtige Rolle der Arbeit bei der Prävention, dem Auftreten und der Entwicklung von Zivilisationskrankheiten zu kommunizieren und das Lernen der Studierenden sowie den Wissenstransfer in die Praxis zu verbessern.
Zudem wollen er und sein Team ein neuartiges Praktikumsvermittlungssystem entwickeln, das einen Ansprechpartner, eine Datenbank und kontinuierliche Bemühungen zur Anwerbung relevanter Organisationen umfasst. Damit sollen Bachelor- und Master-Studierende strategisch in Unternehmen und in öffentlichen Organisationen platziert werden, die sich mit dem Thema Arbeit und Gesundheit befassen. "Fünftens werde ich strategisch in Aktivitäten für das öffentliche Engagement und den Forschungstransfer, zum Beispiel öffentliche Vorträge, Workshops oder soziale Medien investieren, um die Forschungsergebnisse von uns und anderen Gruppen der Öffentlichkeit, Fachleuten in Organisationen und politischen Entscheidungsträgern mitzuteilen", berichtet der 40-Jährige.
Sein Programm steht im Einklang mit dem strategischen Forschungsbereich "Nachhaltige Prinzipien für Leben und Gesundheit" und dem dazugehörigen Forschungsprofil "Zivilisationskrankheiten" der Universität Leipzig. Es zielt darauf ab, die Mechanismen, die zu Zivilisationskrankheiten führen, besser zu verstehen und innovative und wirksame Präventions-, Unterstützungs- und Behandlungsprogramme zu entwickeln.
Hintergrund: Das Förderangebot "Momentum – Förderung für Erstberufene"
Die VolkswagenStiftung unterstützt Zacher im Rahmen der Initiative "Momentum – Förderung für Erstberufene". Das fachlich offene Förderangebot soll Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in einer frühen Phase (drei bis fünf Jahre) nach Antritt ihrer ersten Lebenszeitprofessur Möglichkeiten zur inhaltlichen und strategischen Weiterentwicklung ihrer Professur eröffnen. Alle Informationen zur Förderinitiative und zur Antragstellung finden Sie unter "Momentum – Förderung für Erstberufene".