Wie gefährlich ist Biomedizin-Forschung? Experten diskutieren in Hannover "Dual Use Research on Microbes"
Was geschieht, wenn künstlich erzeugte, hochgefährliche Mikroorganismen aus Labors in die Umwelt entweichen? Wenn brisante Forschungsergebnisse in die falschen Hände geraten und dort der Entwicklung von Biowaffen dienen? – Eine hochkarätig besetzte internationale Tagung in Hannover (10.-12.12.2014) diskutiert die Risiken von Forschungsvorhaben mit potenzieller Biogefahr bei "Dual Use Research on Microbes: Biosafety, Biosecurity, Responsibility".
Besonders seit 2012 zwei Forschergruppen in einem sog. "Gain-of-Function"-Experiment (GOF) eine Variante des Vogelgrippevirus H5N1 erzeugten, der das Potenzial hat, sich von Mensch zu Mensch zu übertragen, ist eine globale Grundsatzdebatte um diese Art der Forschung entbrannt. Zur Frage, ob derlei Experimente gefördert, durchgeführt und ihre Ergebnisse veröffentlicht werden dürfen, gibt es unterschiedliche Positionen. Klare Regeln mit internationaler Gültigkeit existieren bislang nur beschränkt und stoßen durch den rasanten Fortschritt in der Forschung an ihre Grenzen. Auch angesichts der Ebola-Epidemie und des kürzlich in Kraft getretenen Förderstopps für bestimmte GOF-Experimente in den USA erhält die globale Debatte neuen Antrieb. Wie lassen sich also die Freiheit der Wissenschaft, der Wunsch nach uneingeschränkter Kommunikation von Forschungsergebnissen und der Schutz der Bevölkerung vor Risiken vereinbaren? "Dual Use Research on Microbes: Biosafety, Biosecurity, Responsibility" lautet der Titel des Symposiums vom 10. bis 12. Dezember in Hannover, das hochkarätige internationale Experten aller relevanten Fachgebiete (Wissenschaft, Politik, Recht und Medien) zu einem offenen Dialog zusammenbringt, zum Beispiel:
- Harvey Fineberg, Präsident des Institute of Medicine (Washington)
- Simon Wain Hobson, Vorsitzender der Molecular Retrovirology Unit am Virology Department des Institut Pasteur (Paris)
- Marc Lipsitch, Direktor des Center for Communicable Disease Dynamics der Harvard Medical School (Boston)
- Silja Vöneky, Co-Direktorin des Instituts für Öffentliches Recht, Universität Freiburg; Mitglied des Deutschen Ethikrats
- Peter Palese, Vorsitzender des Department of Microbiology der Icahn School of Medicine am Mount Sinai Krankenhaus (New York)
- Ulrich Sieber, Direktor des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht (Freiburg)
- Yoshihiro Kawaoka, Professor am Department of Pathobiological Sciences der University of Wisconsin (Madison)
Sie diskutieren unterschiedliche Ansätze und Perspektiven, wie sich Forschungsvorhaben mit potenzieller Biogefahr (Dual Use Research of Concern) regulieren lassen könnten. Dabei liegt der Fokus auf künstlich im Labor erzeugten Mikroorganismen. Das Symposium ist eine Kooperation mit der Max-Plack-Gesellschaft.
Die Themen der einzelnen Sessions im Überblick:
Session I: Gain of Pathogenicity / Transmissibility Research
Session II: Biosafety, Biosecurity, Risk Communication
Session III: Publication, Regulation, Communication
Session IV: Hard Law, Soft Law, Institutional Responsibility
Session V: Perspectives from Beyond
Session VI: Perspective of Junior Scientists – Brief Statements
Session VII: Ways Ahead
Dual Use Research on Microbes: Biosafety, Biosecurity, Responsibility
10. bis 12. Dezember 2014
Auditorium, Tagungszentrum Schloss Herrenhausen, Hannover
Medienvertreter(innen) sind herzlich eingeladen, an der Tagung oder einzelnen Sessions teilzunehmen. Gerne organisieren wir Interviewtermine für Ihre Berichterstattung. Formlose Anmeldungen werden erbeten an presse@volkswagenstiftung.de.