Neue Projekte und eine Ausschreibung: Niedersachsens Hochschulen erhalten weitere 16 Mio. Euro Fördergelder
Aus dem Niedersächsischen Vorab der VolkswagenStiftung sind weitere 16 Mio. Euro an Hochschulen im gesamten Bundesland bewilligt worden. Auf Vorschlag des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur hat das Kuratorium der VolkswagenStiftung unter anderem Projektmittel an Universitäten in Hannover, Göttingen und Braunschweig vergeben. Auch eine Ausschreibung zur frühkindlichen Bildung und Entwicklung wird finanziert. Damit belaufen sich die Fördermittel im Niedersächsischen Vorab im Jahr 2017 auf insgesamt rund 74 Mio. Euro.
In der zweiten Entscheidungsrunde über das Niedersächsische Vorab der VolkswagenStiftung hat das Stiftungskuratorium 16 Mio. Euro bewilligt – davon rund 10 Mio. Euro für neue und rund 6 Mio. Euro für bereits laufende Projekte. Sie verteilen sich auf die Strukturlinien "Forschungsverbünde und -schwerpunkte", "Neue Forschungsgebiete" sowie "Programme und Ausschreibungen". Für "Forschungsverbünde und Schwerpunkte" wurden 1,3 Mio. Euro an Mitteln beschlossen, die unter anderem an die Medizinische Hochschule Hannover für den Aufbau eines Zentrums für Organregeneration und -ersatz fließen. Bei den "Neuen Forschungsgebieten" gehen rund 4,5 Mio. Euro an niedersächsische Hochschulen, davon beispielsweise an die Universität Göttingen für die Einrichtung eines Campus Instituts für die Dynamik biologischer Netzwerke sowie an die Technische Universität Braunschweig für ein Zentrum für Brandforschung. In der Linie "Programme und Ausschreibungen" stehen Mittel in Höhe von 3,9 Mio. Euro
Beispielhaft werden im Folgenden vier Bewilligungen vorgestellt:
Medizinische Hochschule Hannover (MHH): Aufbau eines Zentrums für Organregeneration und "CORE" (500.000 Euro)
Das neue Zentrum wird für die MHH deutschlandweit ein Alleinstellungsmerkmal für den Bereich der Transplantationsforschung und -medizin darstellen. Es dient der langfristigen Verbindung der wissenschaftlichen Grundlagenforschung von bspw. zellulären Mechanismen bei Transplantationen sowie Herausforderungen bei klinischer Anwendung und langfristiger Behandlung von Patient(inn)en mit Transplantaten. Konkret sollen vor Ort die Bereiche "Transplantation und Regeneration" sowie "Biomedizintechnik und Implantate" zusammengeführt werden. Das Zentrum bündelt zudem sämtliche Synergien, die sich durch die bereits bestehenden Forschungsschwerpunkte der Hochschule wie das Exzellenzcluster "REBIRTH – Von regenerativer Biologie zu rekonstruktiver Therapie" ergeben. Die strukturelle Neuordnung sowie inhaltliche Weiterentwicklung bildet die Basis für die Beteiligung an neuen Initiativen auf Bundesebene und soll zugleich die Attraktivität der MHH für karriereorientierte Wissenschaftler(innen) und Mediziner(innen) stärken.
Universität Göttingen: Aufbau eines Campus Instituts für die Dynamik biologischer Netzwerke (2,5 Mio. Euro)
Das neue Institut tragen die Universität Göttingen, das Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation sowie die Universitätsmedizin Göttingen gemeinsam. Es wird fakultätsübergreifend angelegt sein und soll die biologische sowie biomedizinische Forschung am Standort Göttingen weiter voranbringen. Forschungsschwerpunkt sind dynamische Prozesse, die ein entscheidendes Merkmal von lebenden Systemen darstellen und besonders für biologische Informationsverarbeitungsvorgänge eine essenzielle Rolle spielen. Aufgrund großer Fortschritte bei experimentellen Techniken fallen immer größere und komplexere Datenmengen an, die es zu analysieren gilt. Die theoretischen und mathematischen Wissenschaften stehen vor ebendieser disziplinübergreifenden Herausforderung. Das neue Campus Institut soll dazu dienen, biologische Dynamik und Informationsverarbeitung besser zu erfassen, zu analysieren und in computergestützten Modellen darstellen zu können. Außerdem soll es die Kooperation mit weiteren außeruniversitären Einrichtungen am Standort Göttingen sichern.
Technische Universität Braunschweig: Zentrum für Brandforschung – "ZeBra" (rd. 740.000 Euro)
Aufgrund der Energiewende gibt es immer mehr innovative Bauweisen sowie neue Materialien und Technologien. Diese reichen von nachwachsenden Rohstoffen über Verbundwerkstoffe wie karbonfaserverstärkten Kunststoff bis hin zu stationären Energiespeichern und elektrisch betriebenen Fahrzeugen. Ihr Verhalten im Brandfall sowie das Gefährdungspotenzial, das von derartigen (Bau-)Materialien und Technologien ausgeht, sind jedoch bislang nicht ausreichend erforscht. Da sie aber entscheidenden Einfluss auf einen Brandverlauf und dessen Prognose nehmen, soll das neue Zentrum für Brandforschung diese Forschungslücke schließen. Im ZeBra sollen experimentelle Methoden und Simulationen entwickelt sowie Forschungsarbeiten vorgenommen werden, die dabei helfen, das Brand- und Brandausbreitungsverhalten sowie die Brandwirkung auf den Menschen präzise vorherzusagen. Ziele sind zum einen brandsichere und ressourceneffizientere Gebäude, zum anderen optimierte Produkte im Kontext des Brandschutzes und belastbarere Prognosen des Brandverlaufs.
2. Ausschreibung "Frühkindliche Bildung und Entwicklung – Kooperative Forschung und Praxistransfer" (3,9 Mio. Euro)
Die frühkindliche Bildung hat einen immer größeren Stellenwert in der Gesellschaft. Sie fördert frühzeitig zum Beispiel die Sprachkompetenz der Kinder und trägt dazu bei, dass Benachteiligungen ausgeglichen werden – und leistet dadurch einen wichtigen Beitrag für mehr Chancengleichheit zwischen Kindern mit unterschiedlichen sozialen und kulturellen Hintergründen. Die zweite Ausschreibungsrunde nach 2016 im Bereich Frühkindliche Bildung dient der Förderung von interdisziplinären und innovativen Forschungsprojekten. Schwerpunkte der Projekte sollen unter anderem auf Kindern und deren Familie mit Migrations- und/oder Fluchthintergrund, auf Folgen kultureller Vielfalt in der frühkindlichen Bildung (bezogen bspw. auf ethnische, religiöse und sprachliche Unterschiede), auf dem Umgang mit sozialer Ungerechtigkeit sowie auf der Erforschung notwendiger Kompetenzen des pädagogischen Personals für den Umgang mit Vielfalt liegen. Neben dem Praxisbezug, der in den Anträgen gegeben sein soll, ist auch die Einbindung in übergreifende Strukturen der Doktorand(inn)enausbildung gewünscht. Universitäten und Hochschulen können sich für Verbundvorhaben um bis zu 800.000 Euro Fördersumme über bis zu drei Jahre bewerben – weitere Details zur Ausschreibung folgen in Kürze.
Hintergrund Niedersächsisches Vorab
Nach § 8 Abs. 2 der Satzung der VolkswagenStiftung setzt sich das "Vorab" aus drei Teilen zusammen: Es umfasst zum einen den Gegenwert der jährlichen Dividende auf nominal 77,3 Millionen Euro VW-Aktien, der der VolkswagenStiftung aus der Beteiligung des Landes Niedersachsen an der Volkswagen Aktiengesellschaft zusteht, ferner den Ertrag aus der Anlage von 35,8 Millionen Euro aus einem Vertrag mit dem Land Niedersachsen von 1987 sowie zehn Prozent der übrigen zur Verfügung stehenden Fördermittel.